Comédie-Française

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Die Comédie-Française (Salle Richelieu) heute

Die Comédie-Française (auch Théâtre-Français) ist eines von sechs Theatern in Frankreich, die den Status eines Nationaltheaters (Théâtre national) innehaben. Die Comédie-Française unterhält als einziges dieser Nationaltheater ein festes Ensemble (Troupe des Comédiens français). Das Haus der Comédie-Française befindet sich im 1. Pariser Arrondissement, dem Arrondissement du Louvre. Der Name Molière ist eng mit dem Theater verbunden, weshalb es auch oft La Maison de Molière (Molières Haus) genannt wird. Sein großer Einfluss auf die französische Theaterlandschaft und die Schauspielkunst prägte die Geschichte des Hauses.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Comédie-Française (Salle Richelieu), Ende 18. Jahrhundert
Innenansicht der Salle Richelieu,
Ende 18. Jahrhundert

Die Comédie-Française wurde am 21. Oktober 1680 durch einen königlichen Erlass von Ludwig XIV. gegründet, der den Zusammenschluss der beiden Pariser Schauspieltruppen des Théâtre de l’hôtel de Bourgogne und des Théâtre Guénégaud regelte.[1] Bereits am 24. August gab das aus 27 Schauspielern bestehende Ensemble seine erste öffentliche Vorstellung, mit einer gemeinsamen Aufführung der Tragödie Phèdre von Jean Racine und einer Komödie von Jean de La Chapelle (1651–1723). Das Repertoire bestand vorwiegend aus Stücken von Molière, Racine, Pierre Corneille, Paul Scarron und Jean de Rotrou.

Während der Französischen Revolution wurde die Comédie-Française am 3. September 1793[2][Anm. 1] per Verordnung des Wohlfahrtsausschusses geschlossen. Zuvor waren die meisten Schauspieler der Comédie-Française inhaftiert worden.[3] Hintergrund war die Aufführung von Nicolas-Louis François de Neufchâteaus Stück Paméla, ou la vertu récompensée mit der darin ausgesprochenen gemäßigten Gesinnung.[4] Die Schauspieler und Neufchâteau kamen nach und nach wieder frei.

Erst knapp sechs Jahre später, am 30. Mai 1799 (zu diesem Zeitpunkt nach dem Französischen Revolutionskalender als 11. Prairial VII geschrieben), hob die neue Regierung diesen Beschluss auf und erlaubte weitere Vorführungen des jetzt Théâtre Français genannten Ensembles.[5][6] Es trat fortan im Richelieu-Saal (Salle Richelieu) auf. Zur Wiedereröffnung wurden die Stücke Le Cid und L'École des maris aufgeführt.[7]

Am 25. Februar 1830 kam es anlässlich der Uraufführung von Victor Hugos Stück Hernani im Theater zur sogenannten „Schlacht um Hernani“. Das Publikum war gespalten in Anhänger der französischen Klassik und solche der Romantik, die durch das Stück mitbegründet wurde, und trug diesen Konflikt während der Aufführung lautstark aus. Letztlich trugen die Anhänger des neuartigen „romantischen“ Theaters den Sieg davon, und Abweichungen von den klassischen Theaterregeln wurden verbreiteter.

Die Comédie-Française verfügt heute über drei Theater in Paris: den historischen Salle Richelieu, das Théâtre du Vieux-Colombier und das Studio-Théâtre. Das Théâtre du Vieux-Colombier, der zweite Saal, wurde 1993 eingerichtet. Es bietet mindestens vier klassische oder zeitgenössische Uraufführungen, die von September bis Juli auf dem Programm stehen. Der dritte Saal, das Studio-Théâtre wurde 1996 gegründet.

Der Spielbetrieb wird über die Société de la Comédie-Française organisiert, die auch die Verwaltung und Personalangelegenheiten regelt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodore Mure: Le Théâtre-Français de la rue de Richelieu. Histoire théâtrale. Brière, Rouen 1861 (Digitalisat)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Hösle: Molière. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, Piper Verlag, München 1987, S. 339 und 358.
  2. Du 3 Septembre. Le théâtre de la Nation, ci-devant appelé Comédie française, est fermé. In: Répertoire, ou Almanach historique de la Révolution française. Band 1. Lefort et Moutardier, Paris 1798, S. 159 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 30. Mai 2024]).
  3. Gabriel Deville: Thermidor & Directoire (1794–1799). In: Jean Jaurès (Hrsg.): Histoire Socialiste. Band 5. Jules Rouff, Paris, S. 225 (wikisource.org [abgerufen am 30. Mai 2024]).
  4. Nicolas Louis François de Neufchâteau: Paméla, ou La vertu récompensée, Comédie en cinq actes en vers, représentée pour la première fois par les Comédiens Français, le 1er août 1793, an second de la République. chez André imprimeur-libraire, rue del la Harper n°. 477, 1799 (archive.org [abgerufen am 30. Mai 2024]).
  5. Gabriel Deville: Thermidor & Directoire (1794–1799). In: Jean Jaurès (Hrsg.): Histoire Socialiste. Band 5. Jules Rouff, Paris, S. 226 (wikisource.org [abgerufen am 30. Mai 2024]).
  6. Das französische Theater. In: Das Ausland. Ein Tagblatt für Kunde des geistigen und sittlichen Lebens der Völker mit besonderer Rücksicht auf verwandte Erscheinungen in Deutschland. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, München 1833, S. 317 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 30. Mai 2024]).
  7. Franz Carl Weidmann: Einiges über Entstehung und Ausbildung des französischen Theaters in Paris. In: Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens. 19. Jahrgang. Wien 28. Oktober 1826, S. 522 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 30. Mai 2024]).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieses Datum wurde am Tag der Schließung auch so geschrieben. Der republikanische Kalender (mit neuen Monats- und Jahresbezeichnungen) trat am 24. November 1793 rückwirkend ab dem 22. September 1792 in Kraft (siehe Französischer Revolutionskalender). Daher konnte man später das Datum der Schließung auch mit dem 17. Fructidor I angeben.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Comédie-Française – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 51′ 49″ N, 2° 20′ 9″ O