Bei Autoball handelt es sich um eine Ballsportart der Gattung Torspiel, bei der zwei oder mehrere Personen mit dem Ziel gegeneinander antreten, mit ihren PKWs mehr Tore als der Gegner zu erzielen und so das Spiel zu gewinnen.[1] Die Wettbewerbe werden bisher nur sehr selten und zu Showzwecken ausgeführt, da es keine Verbände, Ligen und Infrastruktur gibt, die Autoball zu einer regulären Sportart machen würden. Autoball wird ab und zu als Event-Veranstaltung von verschiedenen Firmen ausgetragen.[2]
Bereits in den 1920er Jahren wurde in ÖsterreichAutoball bzw. Auto-Stoßball in Herren- und Damenwettbewerben mit großen Gummibällen gespielt.[3] In zeitgenössischen Zeitungsberichten wird Autoball als eine Geschicklichkeitsprobe bezeichnet, bei der „ein Gummiball von 1,1 Meter Durchmesser über eine bestimmte Länge der Bahn nur durch Berührung mit dem Wagen vorwärtsgetrieben werden muß [sic]“.[4]
Zu Beginn der 1930er Jahre stellte Karl Kappler (1891–1962), ein erfolgreicher Automobilrennfahrer, im badischen Karlsruhe eine automobile Ballsportart vor. Am 16. Juni 1933 trat der überlegene Kappler im Mercedes-Benz auf dem Fußballplatz des FC Frankonia Karlsruhe im ersten Autoballspiel der Geschichte gegen Willy Engesser im Opel an; eine Fotografie der von mehreren Hundert Zuschauern verfolgten Partie existiert nicht. Anderen Berichten zufolge absolvierte Kappler bereits einige Tage zuvor beim Abschluss des Wiesbadener Automobil-Turniers auf dem Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim an Christi Himmelfahrt das von ihm erdachte Autoballspiel, als er mit seinem Mercedes-Schwingachser den Ford-Fahrer Ruthe mit 2:0 Toren besiegte.[5]
Auch drei weitere Partien konnte Kappler unter anderem gegen den Adlerfahrer Gieske für sich entscheiden. Zu Schauzwecken fand einmal ein Spiel mit vier Fahrzeugen statt. Continental entwickelte im Auftrag Kapplers einen Spielball mit einem Durchmesser von etwa 120 Zentimetern. Als Fahrzeuge wurde neben einem Mercedes-Benz Typ 290 und einem Mercedes-Benz Typ 200 Gelände auch ein Wanderer W 10 Cabriolet eingesetzt. Nach Kapplers Rückzug aus dem Automobilsport im Jahr 1935 geriet Autoball in Vergessenheit.[1]
In Brasilien war Autoball in den frühen 1970er Jahren eine beliebte Motorsportart; in Rio de Janeiro, wurde zeitweise eine Meisterschaft ausgetragen. Wegen der Ölkrise wurde es, wie auch andere Motorsportarten, verboten.[6]
In der siebten Ausgabe der TV-Unterhaltungssendung Schlag den Raab am 3. November 2007 wurde die Sportart in Deutschland wiederbelebt. Gegen die Kandidatin Sonja Bartelt gewann Stefan Raab im dritten Spiel des Abends „Autoball“ nach sieben Minuten mit 6:0.[7] In der Folge wurde es eine eigene Show (siehe unten). Bereits zwei Jahre zuvor wurde Autoball in der am 22. Mai 2005 ausgestrahlten Folge der populären britischen TV-Sendung Top Gear gespielt. Dabei traten zwei Teams mit je fünf Toyota Aygos gegeneinander an, um die Agilität des Fahrzeugs unter Beweis zu stellen. Im Folgejahr, in der am 4. Juni 2006 ausgestrahlten Folge, traten fünf Aygos gegen fünf VW Fox an.
Am 7. Juli 2015 wurde das Computerspiel Rocket League veröffentlicht, das die Sportart zusammen mit einigen weniger realistischen Merkmalen umsetzt.
Nach dem Spielen von Autoball bei Schlag den Raab wurden bislang fünf so genannte Autoball-Europa- und Weltmeisterschaften von TV total veranstaltet. Die Autoball-Meisterschaften wurden dabei im Zusammenhang mit den im jeweiligen Jahr stattfindenden Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften als mehrstündige Live-Fernsehsendungen ausgestrahlt.
An den bisherigen Meisterschaften nahmen jeweils acht Nationen teil. Teilnehmer sind jedoch nicht Motorsport-Leistungssportler, sondern für jedes Land tritt ein mehr oder weniger begabter prominenter Fahrer aus diesem Land an; Stefan Raab startete jedes Mal für Deutschland. Gespielt wird zunächst eine Vorrunde in zwei Vierergruppen, von denen sich die beiden besten Spieler für das Halbfinale qualifizieren. Die beiden Sieger der Halbfinale treten dann im Finale gegeneinander an.
Beim Autoball-Sport spielen jeweils zwei einzelne Fahrer Eins gegen Eins in prinzipiell normalen Autos (2008 mit einem VW Fox 2010–2014 mit einem VW Polo, 2022 mit einem Opel Corsa C), wie sie auch im normalen Straßenverkehr fahren, mit einem großen Ball gegeneinander. Die Spielzeit beträgt fünf Minuten, im Finale acht Minuten. Steht es danach in einem K.-o.-Spiel unentschieden, gibt es ein Sudden-Death-Elfmeterschießen, d. h. sobald einer der beiden Fahrer trifft und der andere nicht, ist das Spiel entschieden. Es gibt keine starre Anzahl von Elfmetern wie beim Fußball. Die Elfmeterregel musste bisher nur beim Finale der Autoball-WM 2010 und im Halbfinale der Autoball-WM 2022 zwischen Italien und Deutschland, angewendet werden. Seit der Autoball-EM 2012 gibt es nach der regulären Spielzeit zwei Minuten Verlängerung. Steht es danach immer noch unentschieden, so gibt es Sudden-Death-Overtime, solange bis einer ein Tor schießt. Die Zeit wird bei Spielunterbrechungen und Toren gestoppt. Fällt wenige Sekunden vor Ende einer Partie ein Tor oder spielen zwei Mannschaften gegeneinander, die keine Chance mehr auf das Halbfinale haben, wird die Uhr bei allen Unterbrechungen weiterlaufen gelassen.
Der Ball wiegt nach Angaben von ProSieben etwa 15 kg und hat einen Durchmesser von über zwei Metern. Da die Hülle des Balls sehr dünn ist, geht dieser auch häufig kaputt; daher wird immer eine ausreichend große Anzahl von Bällen bereitgestellt. Um das Platzen der Bälle zu vermeiden, wird die Spielfläche insbesondere nach Zusammenstößen mit verlorenen Fahrzeugteilen, sorgfältig gereinigt. Außerdem werden wegstehende, scharfe Teile und Kanten an den Autos abgeklebt, die nach Zusammenstößen entstehen.
Für spielwidriges und unsportlichem Verhalten werden auch Strafen verhängt: Bei absichtlichen Zusammenstößen gibt es meist einen Freistoß oder eine gelbe Karte. Bekommt der Fahrer eine weitere gelbe Karte, gibt es einen Strafstoß. Rote Karten mussten keine vergeben werden. Die Einhaltung der Regeln obliegt einem Schiedsrichter.
Die Fahrer besitzen jeweils zwei weitere Ersatzfahrzeuge, damit sie bei technischen Defekten oder zu großen Zerstörungen auf ein funktionierendes umwechseln können. Den Zeitpunkt kann jeder Fahrer selbst entscheiden. Meist zeigen dies die Fahrer durch Handzeichen oder das Winken eines weißen Tuches an. Daraufhin wird das Spiel unterbrochen und das Auto wird von den Technikern untersucht. Stellt sich die Meldung als Irrtum heraus, d. h. das Auto war dennoch fahrbar, gibt es für denjenigen die gelbe Karte und der Gegner einen Frei- oder Strafstoß. Bei der Autoball-WM 2014 bekam die Türkei aber lediglich eine gelbe Karte für diesen Verstoß.
Geht der Ball über die Bandenbegrenzung des Spielfeldes hinaus, wird der Ball an der gleichen Stelle wieder eingeworfen. Um die Autos aufs und vom Spielfeld zu fahren, wird eines der Tore zur Seite geschoben.
Am Freitag, 6. Juni 2008, einen Tag vor der Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft 2008, veranstaltete Stefan Raab in der Kölnarena die TV total Autoball-Europameisterschaft 2008. Insgesamt ermittelten acht Länderteams mit prominenter Besetzung in der Kölnarena den ersten Autoball-Europameister. Neben Stefan Raab (Deutschland) waren noch Patrick Nuo (Schweiz), Thomas Muster (Österreich), Dariusz Michalczewski (Polen), Giovanni Zarrella (Italien), Bülent Ceylan (Türkei), Sergej Barbarez (Bosnien-Herzegowina) und Raabs Dauerrivale Joey Kelly (Irland) mit von der Partie.
Im ersten Halbfinale schied Barbarez gegen Kelly aus, im zweiten Halbfinale gewann Raab gegen Zarrella. Im Finale besiegte Stefan Raab Joey Kelly mit 2:1 und wurde damit erster Autoball-Europameister.[8] Moderiert wurde die Sendung von Oliver Welke. Matthias Opdenhövel und Sonya Kraus waren als Reporter vor Ort unterwegs. Kommentator war Frank Buschmann.[9]
Das dritte Autoball-Event, die TV total Autoball-Europameisterschaft 2012, fand am 2. Juni 2012, rund eine Woche vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft 2012, in der Lanxess-Arena in Köln mit folgenden Nationen (vertreten durch) statt:
Im Endspiel zwischen dem „Titelverteidiger“ Deutschland und „Weltmeister“ Italien siegte Italien und wurde neuer und damit erstmals Autoball-Europameister.
Das vierte Autoball-Event, die TV total Autoball-Weltmeisterschaft 2014, fand am 7. Juni 2014, rund eine Woche vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, in der Lanxess-Arena in Köln mit folgenden Nationen (vertreten durch) statt: