Benutzer:Roxanna/Silistrafrage

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Dorf
Melezk
Мелецк
Föderationskreis Sibirien
Region Krasnojarsk
Rajon Biriljusski
Innere Gliederung Teil der Gemeinde Poljewoje
Gegründet 1621
Bevölkerung 6 Einwohner
Höhe des Zentrums 159 m
Zeitzone UTC+7
Telefonvorwahl (+7) 39158
Postleitzahl 662133
Kfz-Kennzeichen 24, 84, 88, 124
OKATO 04 206 822 006
Geographische Lage
Koordinaten 57° 25′ N, 90° 13′ OKoordinaten: 57° 25′ 4″ N, 90° 12′ 37″ O
Roxanna/Silistrafrage (Russland)
Roxanna/Silistrafrage (Russland)
Lage in Russland
Roxanna/Silistrafrage (Region Krasnojarsk)
Roxanna/Silistrafrage (Region Krasnojarsk)
Lage in der Region Krasnojarsk

Melezk (russisch Мелецк), gelegentlich auch Meletzk oder Meletsk transkribiert, war ein Ostrog in der sibirischen Taiga. Das heute weitgehend verlassene Dorf (derewnja) gehört zur Gemeinde Poljewoje im Bezirk Biriljusski im Westen der russischen Region Krasnojarsk.

Zusammen mit Polewoje und vier weiteren Dörfern der Umgebung (Isakowka, Podkamjenka, Prombor, Schelewo) bildet Melezk die Gemeinde (selsowet) Poljewoje.

Melezk befindet sich 20 Kilometer Luftlinie (30 Kilometer Landweg) westlich von Poljewoje und 57 Kilometer (85 Kilometer) nordwestlich des Bezirkszentrums Nowobiriljussy. (Nowobiriljussy wiederum ist 240 Kilometer von Krasnojarsk entfernt.) Melezk wurde an jener Stelle am rechten Ufer (Nordufer) des Flusses Tschulym errichtet, an der das kleine Flüsschen Kemtschick (Кемчик) in den Tschulym mündet. Das Dorf liegt 159 Meter über dem Meerespiegel.

Jahrhundertelang waren die Ufer des Flusses Tschulym nur vom Volk der Tschulym und sibirischen Tataren bevölkert, die Tschulym zählten sich lange selbst zu den Tataren. Nach der russischen Eroberung des tatarischen Khanates Sibir wurden Tschulym und Tataren im 17. Jahrhundert zunehmend sowohl von Russen als auch von Jenissei-Kirgisen bedrängt.

Melezker Ostrog

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Zum Schutz vor kirgisischen Angriffen unterstellte ein lokaler Tatarenfürst sein Land und seine Leute 1620 den Russen und forderte sie auf, einen befestigten Stützpunkt am Ufer des Tschulym zu errichten. (Anderen Überlieferungen zufolge sollen stattdessen die Kirgisen um die Errichtung eines russischen Postens zum Schutz vor den Mongolen gebeten haben.) Der Tomsker Kosakenoberst Moltschan Lawrow, der 1618 schon (Nowo-)Kusnezk gegründet hatte, errichtete daraufhin am 13. September 1621 auch den Melezker Ostrog (Мелецкий bzw. Мелесский острог) - eine Art palisadenbewehrtes Wehrdorf, in dem ab 1622 zunächst 30 Kosaken stationiert wurden. Der Ort war dem Gouverneur in Tomsk unterstellt und diente fortan als Zentrum zum Einsammeln des Jasak - ein Tribut, den die Tataren und Kirgisen der Umgebung in Form von Pelzen entrichten mussten.

Als (zumindest bis 1642) einziger befestigter Umschlagplatz auf dem "Katharinentrakt" zwischen Tomsk und Jenisseisk wurde Melezk im 17. Jahrhundert mehrmals von den Kirgisen angegriffen und belagert, zerstört und 1707 niedergebrannt. Vom Tomsker Bojaren Sawja Zyzurin, der auch den Ostrog von Atschinsk verwaltete, wurde Melezk an der heutigen Stelle 1709 neuaufgebaut.

Mit der Errichtung des Moskauer Trakts und der Transsibirischen Eisenbahn verlagerten sich die sibrischen Hauptverkehrswege im 18., 19. und 20. Jahrhundert weiter nach Süden. Melezk wurde dem Gouvernement Jenisseisk (später Krasnojarsk) unterstellt, aber der Bau einer Anschlussbahnstrecke von Jenisseisk über Melezk nach Atschinsk wurde verworfen. Melezk geriet daraufhin zunehmend ins Abseits und versank allmählich in der Bedeutungslosigkeit.

Die Reste des Melezker Ostrogs waren schon Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr erhalten. Auch von der 1707 verbrannten ersten Kirche und der aus dem 1850 stammenden letzten Kirche gibt es keine Überreste mehr. Es soll aber noch Reste einer der Gottesmutter von der Pforte gewidmeten Kapelle geben.

Anläßlich des 400jährigen Bestehens des Dorfes 2021 erschienen in Nowobiriljussy und Krasnojarsk, aber auch in Tomsk und Abakan einige regionalhistorische Sonderveröffentlichungen über Melezk. In Kulturhaus Nowobiriljussy pflegt zudem ein Musikensemble namens Мелецкий острог kosakisches Liedgut.

Ab den 1720er Jahren siedelten sich in und um Melezk auch russische Kolonisten an, die sich mit den Tschulym vermischten. Teils auf diesem Wege, teils durch Gewalt wurden schon damals auch die meisten Tschulym getauft und christianisiert. Im Jahr 1761 wurden in Melezk und Umgebung 897 Christen gezählt. Im Jahr 1858 gab es 570 Melezker. Lebten 1897 in Melezk noch 71 Menschen, von denen 58 Tschulym und 12 Russen waren, so ergab die Volkszählung von 2010 nur noch sechs Einwohner (vier Männer und zwei Frauen).

Melezker Tataren

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In älteren russischen Quellen wurden die von Melezker Beamten verwalteten Tschulym und Tataren des Umlands als Melezker Tataren bezeichnet (seltener auch als Melessier oder Melesten). Zu ihnen gehörten Mitte des 19. Jahrhunderts zehn Clans mit rund 1.300 Angehörigen. (In ganz Sibrien soll es Anfang des 19. Jahrhunderts bis zu 15.000 Tschulym gegeben haben.) Die Melezker Tschulym galten schon Ende des 19. Jahrhunderts als deutlich bzw. vollständig russifziert. (Der Turkologe Armin Vámbéry sah sie daher schon damals auf der Aussterbeliste.) Mitte des 20. Jahrhunderts war der Großteil aller Tschulym schließlich mit Russen und Chakassen verschmolzen. Vor allem Nachkommen aus Mischehen bezeichnen sich heute fast nur noch als Russen.

Melezker Dialekt

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Die einstige Sprache der Tschulym zählt zu den südsibirischen Turksprachen. Sie weist Ähnlichkeiten und Verwandtschaften sowohl mit den Sprachen der westsibirischen Tataren als auch mit dem Chakassischen auf. Tschulymisch umfasste eigentlich zwei Dialekte, die nach den Siedlungsgebieten am Mittel- und Unterlauf des Flusses als Mitteltschulymisch und Niedertschulymisch bezeichnet wurden. Das einst im Oblast Tomsk gesprochene Niedertschulymisch ist Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestorben.

Das am Mittellauf des Flusses verbreitete Mitteltschulymisch besteht wiederum aus zwei Unterdialekten - dem stärker vom Tatarischen beeinflussten Tulal-Dialekt (dessen Sprecher einst als Tulal-Tataren bezeichnet wurden) in Teguldet und dem eher mit dem Chakassischen verwandten Melezker Dialekt (мелетский диалект), der nur noch in Passetschnoje gesprochen wird.

Einige Linguisten bezeichneten einst das am Oberlauf des Flusses von chakassischen Xysyl gesprochene Dialektkontinuum zwischen Chakassisch und Melezker Tschulymisch als einen dritten Dialekt, als Obertschulymisch. Die Xysyl assimilierten sich aber so stark mit den übrigen Chakassen, dass Obertschulymisch inzwischen eher als Bezeichung für das Melezker bzw. Passetschnoje-Dialekt übernommen wurde. In Melezk selbst gibt es keine Tschulymisch-Sprecher mehr; alle tschulymischen Dialekte sind vom Aussterben bedroht.

Einzelnachweise

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Schlacht von Adua 1896









Griechischer Plan: Katharina die Große nennt ihren Enkel Konstantin: Marx, Werner, Mann


1791 Sistowa: Der Krieg hatte Österreich 100.000 Tote und 300.000 Gulden gekostet [1]