Deutsch-irakische Beziehungen

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Deutsch-irakische Beziehungen
Lage von Deutschland und Irak
Deutschland Irak
Deutschland Irak

Deutsch-irakische Beziehungen sind bilaterale Beziehungen zwischen Deutschland und Irak. Irak hat eine Botschaft in Berlin, Deutschland hat eine Botschaft in Baghdad.

Zurzeit leben etwa 250.000 Iraker in Deutschland.[1]

Geschichte der deutsch-irakischen Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beziehungen mit der DDR (Ostdeutschland)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Irak erkannte die DDR als erster nicht-kommunistischer Staat vollständig diplomatisch an. Die diplomatische Anerkennung wurde am 2. Mai 1969 durch den damaligen Außenminister der DDR, Otto Winzer, in der Zeitung Neues Deutschland bekannt gegeben.[2]

Diese Entscheidung folgte auf einen längeren Besuch des damaligen irakischen Außenministers Abdul Karim al-Shaykhli in der Sowjetunion und in Ostdeutschland, welcher vom 20. bis zum 31. März 1969 andauerte. Das Ergebnis dieses Besuch waren Verhandlungen, in welchen beschlossen wurde, die Beziehung zwischen den beiden Staaten zu verbessern und stärker miteinander zu kooperieren. Im Zuge dessen wurde Irak der erste blockfreie Staat, welcher die DDR vollständig anerkannte (zusätzlich zu den 13 Staaten, welche Mitglieder des sowjetischen Blocks waren).[3]

Die DDR und der Irak pflegten außerdem Handelsbeziehungen zueinander. Irak exportierte vor allem Erdöl in die DDR[4], letztere unterstützte den Irak durch den Export von Militärfahrzeugen und Waffen. Dies war auch 1982 während des Ersten Golfkriegs zwischen Irak und dem Iran der Fall, zur Devisenbeschaffung exportierte die DDR allerdings sowohl Waffen in den Irak als auch in den Iran.[5]

Beziehungen mit der Bundesrepublik (Westdeutschland und wiedervereintes Deutschland)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl der Irak seit 1953 mit der BRD diplomatische Beziehungen pflegt, waren diese stets locker. 1965 beendeten Irak und andere arabische Staaten ihre Beziehungen, weil die BRD kurz zuvor Beziehungen zu Israel etabliert hatte. Später wurden die Beziehungen zwischen der BRD und dem Irak wiederhergestellt.[6]

In den 1980er Jahren kooperierte die BRD mit Saddams Regime und deutsche Unternehmen waren an der Lieferung von Chemikalien an den Irak beteiligt, welche bei dem Giftgasangriff auf Halabdscha 1988 gegen kurdische Zivilisten eingesetzt wurden.[7][8]

Die BRD pflegte beschränkte die diplomatischen Beziehungen zum Irak während des zweiten Golfkriegs 1990/91 und während der Besetzung des Iraks nach dem Sturz Saddam Husseins.

In 2003 trat Deutschland zusammen mit China, Russland, Frankreich und Belgien dem Vorschlag der USA entgegen, den Irak anzugreifen.[9]

Im August 2014 gab die deutsche Regierung bekannt, dass sie den kurdischen Peschmerga Waffen liefern würden, welche zu diesem Zeitpunkt den sogenannten Islamischen Staat bekämpften. Geliefert wurden Waffen, Rüstung und Kommunikationsausrüstung. Das deutsche Verteidigungsministerium berichtete, dass die militärische Hilfe ausreichen würde, um 4.000 kurdische Soldaten zu versorgen.[10]

Deutsche Botschaft in Bagdad, Irak

Die militärische Hilfe in Höhe von ca. 70 Millionen Euro beinhaltete ungefähr 8.000 G36-Sturmgewehre samt vier Millionen Schuss Munition, 8.000 G3-Sturmgewehre samt zwei Millionen Schuss Munition, 8.000 P1-Pistolen samt einer Million Schuss Munition, 40 MG3-Maschinengewehre samt einer Million Schuss Munition, 200 Panzerfaust 3 samt 2.500 Granaten mit Raketenantrieb, 30 MILAN-Panzerabwehr-Raketensysteme samt 500 Raketen, 40 leichte Wolf-Geländewagen, 20 gepanzerte leichte Wolf-Nutzfahrzeuge, 40 UNIMOG-Lastwagen und 5 Dingo-1.[11]

Im Dezember 2014 entsandte das deutsche Kabinett ca. 100 Bundeswehr-Soldaten in den Irak, um dort Peschmerga-Soldaten auszubilden. Dies geschah als Teil der US-geführten militärischen Allianz gegen den Islamischen Staat im Irak.[12]

Beziehungen zum Irakischen Kurdistan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland erkennt die Region Kurdistan nicht als eigenständigen Staat an, unterhält jedoch enge Kontakte zu der kurdischen Regionalregierung und hat ein Generalkonsulat in Erbil als diplomatische Vertretung errichtet. Im Rahmen der Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat ab 2014 waren die irakischen Kurden ein enger militärischer Verbündeter der NATO-Staaten gegen den IS. Dadurch wurden die politische und militärischen Kontakte zwischen der BRD und den Kurden im Irak deutlich intensiviert. Zwischen den beiden Parteien haben zahlreiche hochrangige Treffen stattgefunden, darunter ein Besuch des kurdischen Präsidenten Masud Barzani in Berlin im Jahr 2009, wo er Bundeskanzlerin Angela Merkel traf. Deutschland war einer der wichtigsten Verbündeten der Region Kurdistan im Kampf gegen den Islamischen Staat.[13] Eine Brücke zwischen Deutschland und Kurdistan stellen außerdem die zahlreichen Kurden in Deutschland, deren Anzahl auf eine halbe bis eine Million geschätzt wird.

Wirtschaftliche Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das deutsch-irakische Handelsvolumen betrug 2018 ca. 1,76 Milliarden Euro. Über 600 deutsche Firmen betreiben Handel im Irak. Während Deutschland zum größten Teil Erdöl aus dem Irak importiert, exportiert es Chemikalien, Maschinen und Elektronik.[14]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Deutsch-irakische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In Deutschland lebende Iraker (2018).
  2. ND-Archiv: 02.05.1969.
  3. Hermann Wentker: Außenpolitik in engen Grenzen: Die DDR im internationalen System 1949–1989. Veröffentlichungen zur SBZ-/DDR-Forschung im Institut für Zeitgeschichte. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-70738-0 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2020]).
  4. Paul G. Schmidt: Internationale Währungspolitik im sozialistischen Staat: Theoretische Grundlegung und empirische Überprüfung am Beispiel der DDR. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, ISBN 978-3-11-051014-0 (google.de [abgerufen am 26. Mai 2020]).
  5. mdr.de: Solidarität auf Abwegen | MDR.DE. Abgerufen am 26. Mai 2020.
  6. Siehe Liste der deutschen Botschafter im Irak.
  7. S. W. R. Kultur: Giftgasanschlag gegen Kurden – Völkermord mit deutscher Beihilfe in Halabja? 29. August 2022, abgerufen am 2. Juni 2024.
  8. Christoph Sydow: Deutschland lieferte Chemikalien an Saddams Irak und Assads Syrien. In: Der Spiegel. 19. September 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Juni 2024]).
  9. Eine deutsche Sicht des Irak-Krieg – 2003-12-12 | Voice of America – English. Abgerufen am 26. Mai 2020 (englisch).
  10. Deutsche Welle (dw.com): Deutschland bewaffnet kurdische Streitkräfte, welche den Islamischen Staat im Irak bekämpfen | DW | 31. August 2014. Abgerufen am 26. Mai 2020 (britisches Englisch).
  11. Deutsche Welle (dw.com): Deutsche Waffenlieferungen in die kurdische Region des Irak | DW | 1. September 2014. Abgerufen am 26. Mai 2020 (britisches Englisch).
  12. Deutsches Kabinett bewilligt Ausbildungsmission im Irak. In: Reuters. 17. Dezember 2014 (Online [abgerufen am 26. Mai 2020]).
  13. Allies pledge more arms to the Kurds at Munich conference. Abgerufen am 2. Juni 2024.
  14. Wirtschaftswoche: Handelsvolumen von 1,7 Milliarden Euro: Deutsche Wirtschaft setzt auf Handel mit dem Irak. Abgerufen am 26. Mai 2020.