Fastberingter Ritterling

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Fastberingter Ritterling

Fastberingter Ritterling (Tricholoma batschii)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Ritterlingsverwandte (Tricholomataceae)
Gattung: Ritterlinge (Tricholoma)
Art: Fastberingter Ritterling
Wissenschaftlicher Name
Tricholoma batschii
Gulden ex Mort.Chr. & Noordel. (1999)

Der Fastberingte Ritterling (Tricholoma batschii Gulden ex Mort. Chr. & Noordeloos, syn.: Tricholoma fracticum (Britzelm.) Kreisel ss. auct., Tricholoma subannulatum (Batsch) Bres. non Tr. subannulatum (Peck) Zeller)[1] ist ein Blätterpilz aus der Familie der Ritterlingsverwandten (Tricholomataceae). Der ziemlich große Ritterling hat einen rot- bis kastanienbraunen Hut, der feucht schmierig und trocken seidig glänzend ist. Der kräftige Stiel ist oben weiß und darunter, durch eine ringartige Zone abgesetzt, braun. Sein Fleisch schmeckt bitter. Die Fruchtkörper des ungenießbaren oder schwach giftigen Mykorrhizapilzes erscheinen von September bis November überwiegend in Berg-Nadelwäldern. Er ist in erster Linie mit Kiefern vergesellschaftet. Der Ritterling ist über fast ganz Europa verbreitet, aber nirgends wirklich häufig.

Makroskopische Merkmale

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Der kompakte und festfleischige Hut ist 7–12 (–15) cm breit. In der Jugend ist er halbkugelig, dann gewölbt und später abgeflacht. Der Rand ist glatt und bleibt lange mehr oder weniger eingerollt. Bei alten Fruchtkörpern ist er oft wellig verbogen. Die dunkel rot- bis kastanienbraune und eingewachsen faserige, aber niemals schuppige Hutoberfläche wird bei feuchter Witterung sehr schmierig. Der trockene Hut hat einen seidigen Glanz.

Die ziemlich gedrängt stehenden und untermischten Lamellen sind weißlich bis cremefarben und mehr oder weniger ausgebuchtet am Stiel angewachsen. Im Alter werden sie oft blass fleischbräunlich und sind mehr oder weniger bräunlich gefleckt. Das Sporenpulver ist weiß.

Der zylindrische, gelegentlich auch leicht wurzelnde Stiel ist 6–12 cm lang und bis zu 2,5 cm breit. Bis zu dem mehr oder weniger häutigen Ring ist er seidig-weiß, darunter braun. Er ist längsfaserig, voll, fest und trocken. Das weißliche und im Alter blass fleischbräunlich fleckende Fleisch ist fest. Es riecht schwach mehlartig und schmeckt sehr bitter.[2][3][4]

Mikroskopische Merkmale

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Die fast rundlichen, glatten und inamyloiden Sporen messen 4–6 × 3,5–4 µm.[2][3]

Der Fastberingte Ritterling gehört zur Untersektion Subannulata („die Fastberingten“), einer Gruppe von braunen Ritterlingen, die oft nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Dazu gehört der Weißbraune Ritterling (Tricholoma striatum), der ebenfalls im Nadelwald wächst. Er ist schlanker, sein Hutrand ist gerieft und sein Fleisch schmeckt nicht ganz so bitter. Auch der Riesen-Ritterling (Tricholoma colossus) ist ein braunhütiger Kiefernbegleiter, der eine Ringzone hat. Er ist meist viel größer und sehr selten. In Deutschland kommt er nur an wenigen Standorten vor. Die meisten anderen Ritterlinge mit Ringzone und mehr oder weniger braunen, glatten Hüten wachsen bei Laubbäumen. Zu ihnen gehört der ebenfalls sehr ähnliche Bittere Eichen-Ritterling (Tricholoma ustaloides). Auch der seltene Kupferrote Halsband-Ritterling (Tricholoma robustum), der zur Untersektion Caligata gehört, hat Ähnlichkeit mit dem beschriebenen Pilz. Er wächst ebenfalls bei Kiefern und liebt Kalkböden. Er schmeckt nahezu mild und hat zumindest anfangs einen fetzig-flockigen Ring.[2][3][4]

Ökologie und Verbreitung

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Europäische Länder mit Fundnachweisen des Fastberingten Ritterlings.[5][6][7][8][9][10][11][12][13][14][15][16][17][18][19][20]
Legende:
  • Länder mit Fundmeldungen
  • Länder ohne Nachweise
  • keine Daten
  • außereuropäische Länder
  • Der Fastberingte Ritterling wurde in vielen Ländern Europas nachgewiesen, allerdings ist er nirgends häufig. Im Norden reicht sein Verbreitungsgebiet bis nach Südskandinavien und Südfinnland (Åland und Varsinais-Suomi). Jenseits des 61. Breitengrades kommt er nur sehr selten vor.[10] Im nordosteuropäischen Estland ist der Pilz recht selten und kommt überwiegend auf den westestnischen Inseln Saaremaa, Hiiumaa, Vormsi und Muhu vor.[21] In Südeuropa ist er von der Iberischen Halbinsel, über Italien bis zur Balkanhalbinsel verbreitet. In Westeuropa ist der Pilz sehr selten. Er fehlt nahe zu in ganz Großbritannien und Irland, nur aus England gibt es ein paar vereinzelte Nachweise.[5] Auch aus den Niederlanden gibt es zumindest keine aktuellen Funde.[19] In Deutschland findet man den Ritterling am ehesten in den süddeutschen Kalkgebirgen.

    Der Fastberingte Ritterling ist ein Mykorrhizapilz, der in erster Linie mit Kiefern vergesellschaftet ist. Er soll aber gelegentlich auch bei Fichten und bei Wacholder (Estland) wachsen. Man findet ihn in Kiefernwäldern oder Pflanzungen, in Heidewäldern oder im Wacholderbuschland, aber ebenso in Parkanlagen und Gärten. Er bevorzugt Kalkböden. Die Fruchtkörper erscheinen einzeln oder gesellig von September bis November. Oft wachsen sie in Reihen oder Ringen.[2][3][4]

    Der Fastberingte Ritterling ist ungenießbar oder schwach giftig. Er kann Verdauungsstörungen und Erbrechen verursachen. Allerdings kommen aufgrund seines bitteren Geschmacks Vergiftungen so gut wie nie vor.[2][3]

    Commons: Tricholoma batschii – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    • Tricholoma fracticum. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 30. August 2015 (italienisch, Fotos vom Fastberingten Ritterling).
    • Roger Phillips: Tricholoma batschii. In: rogersmushrooms.com. Website RogersMushrooms, abgerufen am 31. August 2015 (englisch).

    Einzelnachweise

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    1. Morten Christensen & Jacob Heilmann-Clausen: The genus Tricholoma. In: The fungi of Northern Europe. Band 4. Danish Mycological Society, Copenhagen 2013, ISBN 978-87-983581-8-3.
    2. a b c d e Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 160 (englisch: The mushrooms and toadstools of Britain and Northwestern Europe. Übersetzt von Till R. Lohmeyer).
    3. a b c d e Hans E. Laux: Der neue Kosmos-Pilzatlas. 1. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-07229-0, S. 64/4.
    4. a b c Karin Montag: Fastberingter Ritterling Tricholoma fracticum Im virtuellen Pilzbuch. In: Tintling.com. Abgerufen am 30. August 2015.
    5. a b Basidiomycota Checklist-Online - Tricholoma batschii. In: basidiochecklist.info. Abgerufen am 31. August 2015.
    6. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. Band 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (online [PDF]).
    7. Belgian List 2012 - Tricholoma batschii. Abgerufen am 31. August 2015 (englisch).
    8. Zdenko Tkalcec & Mesic Armin: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia. I. Families Pleurotaceae and Tricholomataceae. In: Mycotaxon. Vol: 81, 2002, S. 113–176 (englisch, cybertruffle.org.uk).
    9. Estonian eBiodiversity Species description Tricholoma batschii. In: elurikkus.ut.ee. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. August 2015 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/elurikkus.ut.ee (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
    10. a b Weltweite Verbreitung von Tricholoma batschii. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 31. August 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.gbif.org
    11. Jan Holec & Miroslav Beran: Red list of fungi (macromycetes) of the Czech Republic. (PDF) In: wsl.ch. 2007, abgerufen am 31. August 2015.
    12. Tricholoma batschii. In: grzyby.pl. Abgerufen am 31. August 2015.
    13. Ilkka Kytövuori et al.: Kapitel 5.2, Distribution table of agarics and boletes in Finland. ISBN 952-11-1997-7, S. 105–225 (als PDF – Originaltitel: Helttasienten ja tattien levinneisyystaulukko.).
    14. M. Karadelev, K. Rusevska & N. Markova: Distribution and ecology of genus Tricholoma (Tricholomataceae) in the Republic of Macedonia. In: Ekol. Zašt. Život. Sred. Band 11, Nr. 1/2, 2008, S. 27–41 (online [PDF] mazedonisch: ДИСТРИБУЦИЈА И ЕКОЛОГИЈА НА ВИДОВИ ОД РОДОТ TRICHOLOMA (TRICHOLOMATACEAE) ВО РЕПУБЛИКА МАКЕДОНИЈА.).
    15. Jean-Pierre Prongué, Rudolf Wiederin, Brigitte Wolf: Die Pilze des Fürstentums Liechtenstein. In: Naturkundliche Forschung im Fürstentum Liechtenstein. Band 21. Vaduz 2004 (online [PDF]).
    16. Nahuby.sk - Atlas húb - Tricholoma batschii. In: nahuby.sk. Abgerufen am 31. August 2015.
    17. Grid map of Tricholoma batschii. In: NBN Gateway / data.nbn.org.uk. Abgerufen am 31. August 2015 (englisch).
    18. Tricholoma batschii. Pilzoek-Datenbank, abgerufen am 31. August 2015.
    19. a b NMV Verspreidingsatlas online : Tricholoma batschii. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 31. August 2015.
    20. Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz. In: wsl.ch. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2012; abgerufen am 31. August 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsl.ch
    21. Kuulo Kalamees: Checklist of the species of the genus Tricholoma (Agaricales, Agaricomycetes) in Estonia. In: Folia Cryptog. Estonica, Fasc. Band 47, 2010, S. 27–36 (online [PDF]). online (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www-1.ut.ee