Friedrich Wilhelm von Schenckendorff

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Wappen derer von Schenckendorff

Friedrich Wilhelm von Schenckendorff (auch von Schenkendorf) (* 21. Juni 1794; † 28. Februar 1861) war ein preußischer Landrat des Kreises Ruppin und Geheimer Regierungsrat.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Wilhelm von Schenckendorff entstammte dem Uradelsgeschlecht von Schenckendorff. Er war ein Sohn des preußischen Oberstleutnant und Propst des Adeligen Stiftes St. Walpurgis in Soest Karl Gottlob von Schenkendorff (1745–1801). Der Vater war zweimal verheiratet, zuerst mit Wilhelmine von Kickoll und später mit Karoline Wilhelmine Juliane Freiin von Dörnberg. Aus der zweiten Ehe stammte Friedrich Wilhelm von Schenckendorff. Der Vater kam aus der Familienlinie Schönow, Kreis Oststernberg, bei Züllichau in der Neumark und erwarb später das Gut Wulkow im Kreis Ruppin. Der Dichter Max von Schenkendorf war ein Neffe des Vaters.

Friedrich Wilhelm von Schenckendorff ging sehr früh zum Militär und wurde Junker im Regiment Prinz Ferdinand, Standort Magdeburg, dann folgte der Übertritt zum Garde-Husaren-Regiment. Er nahm an der Schlacht von Jena-Auerstedt teil.[2] Er blieb bis 1829 beim Militär, sein eigener letzter Dienstrang war preußischer Major. Von 1843 bis von 1861 amtierte er mit einer Unterbrechung als preußischer Landrat des Kreises Ruppin.[3] Seine Bestimmung zum Landrat erfolgte auf einen Erlass des Königs.[4] Zu diesem Zeitpunkt war Schenckendorff schon lange Gutsherr in Wulkow und Ritter des Johanniterordens.[5][6][7]

Schenckendorff war für die Provinz Brandenburg Mitglied[8] im Ersten Vereinigten Landtag.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus seiner Ehe mit Luise Elisabeth von Kircheisen (1794–1850), jüngste Tochter der Karoline Philippine Fischer und des preußischen Staats- und Justizministers Friedrich Leopold von Kircheisen, gingen acht Kinder hervor, sechs Mädchen und zwei Jungen. Die Tochter Elisabeth heiratete den späteren Professor Karl Friedrich August Kahnis, die Tochter Maria den Hauptmann Wilhelm von Diest-Daber (Daber-Freiheit) (1828–1870).[9] Der Sohn Joseph von Schenckendorff[10] starb 1893 als Rittmeister d. R. in Luzern und sammelte Briefe seines Cousins Max von Schenkendorf.[11] Joseph von Schenckendorff verkaufte Wulkow später dann an die Familie von Eulenburg.[12]

In Wulkow führten die Schenckendorffs ein größeres Haus, bekamen u. a. Besuch aus den USA vom Theologen Henry Boynton Smith (1815–1877), der Anfang 1840 in Wulkow weilte.[13] Der Pfarrer Wilhelm Friedrich Besser begann seine Karriere im Wulkower Gutshaus als Hauslehrer, wo die Schenckendorff das Kirchenpatronat ausübten. Ihm folgte in gleicher Funktion[14] August Dietrich Rische. Auch der deutsche Theologe Johann Hinrich Wichern war in Wulkow zu Gast, ließ sich das Klosterstift Heiligengrabe zeigen und erstattete der preußischen Königin Elisabeth Ludovika von Preußen Bericht.[15][16] Die von Wichern geschaffene diakonische Einrichtung Das Rauhe Haus in Hamburg unterstützte Luise Elisabeth von Schenckendorff, ebenso deren Brüderanstalt,[17] die Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses. Des Weiteren hielt die Familie von Schenckendorff-Wulkow Kontakt mit Joseph von Radowitz, Diplomat und Politiker.[18] Friedrich Wilhelm von Schenckendorff war Mitglied im Centralausschuss der Inneren Mission und nahm an Kirchentagen teil.[19] Friedrich Wilhelm und Luise Elisabeth von Schenckendorff gründeten einen Verein der Frommen und förderten die Kirchenlaienpolitik.[20] Karl August Varnhagen von Ense stand diese Frömmelei kritisch gegenüber.[21]

Dem Verein für König und Vaterland, fast ausschließlich adelige Gutsherrn, trat er ebenso bei.[22] Friedrich Wilhelm von Schenckendorff war zudem einige Jahre Stiftvorsteher[23] des Klosters Stift zum Heiligengrabe sowie Spezial-Direktor der Land-Irrenstantalt Neuruppin.[24] Für seine Verdienste erhielt Schenckendorff den Roten Adlerorden dritter Klasse.[25]

Von 1851 bis 1852 wurde Schenckendorff durch Gustav von Diest als Landrat des Kreises Ruppin vertreten.[26]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. L. Freiherr von Ledebur: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Nr. 10. Druck und Verlag G. Hickethier, Berlin, den 6. März 1861, S. 41.
  2. W. F. L. Schwartz: Annalen des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums zu Neu-Ruppin, womit zur fünfhundertjährigen Jubelfeier desselben am 6. und 7. Juli 1865 ergebenst einladet, Dampf-Schnellpressen-Druck Gustav Kühn, in Commission der Oehmigke Buchhandlung (B. Behrens), Neu-Ruppin 1865, S. 48. Insbesondere Anmerkung 6), S. 48.
  3. Ulrike Gawande: Ein Stück Ruppiner Verwaltungsgeschichte. Eine Terrine, die Friedrich Wilhelm von Schenckendorff 1860 als Landrat von Ruppin erhielt, kommt als neues Ausstellungsobjekt in die Alte Bischofsburg in Wittstock, in: MOZ (Online), Neuruppin/ Wittstock, 20. November 2019, 19:41 Uhr.
  4. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Stück 9, Potsdam, den 3. März 1843, S. 49.
  5. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Provinz Brandenburg, Kreis Ruppin, Hrsg. Karl Friedrich Rauer, Selbstverlag, Berlin 1857, S. 72.
  6. Bildnis Tafel 27, in: Ahnenreihe. Geschlecht derer von Schenkendorff., in: Beiträge zur Familiengeschichte für Familienangehörige und Interessierte. 2023.
  7. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1859, Martin Berendt, Berlin 1859, u. a. S. 11.
  8. Preußens Erster Reichstag. Eine Zusammenstellung, Hrsg. August Theodor Woeniger, Verlag Stuhr, Berlin 1847, S. 94.
  9. Walter von Hueck, Erik Amburger, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser B (Briefadel), Band XIX, Band 99 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1968, S. 41. ISSN 0435-2408
  10. Deutsches Adelsblatt. Wochen-Schrift für die Aufgaben des christlichen Adels, №. 35, XI. Jahrgang, Berlin, Sonntag, den 27. August 1893, S. 665.
  11. Emil Knaake: Neue Beiträge zu einer Lebensbeschreibung Max von Schenkendorfs, in: Mitteilungen der Litauischen litterarischen Gesellschaft, 19. Heft (IV.1.), Carl Winter, Heidelberg 1894, S. 1 f.
  12. George Adalbert von Mülverstedt: Diplomatarium Ileburgense. Urkunden-Sammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg; Im Auftrag der Familie, Verlag E. Baensch jun., Magdeburg 1879, S. 680.
  13. Life in Europe, in: Elizabeth Lee Allen Smith: Henry Boynton Smith. Life and Work, A. C. Armstrong & Son, New York 1881, S. 79 ff.
  14. Friedrich Walter: Unsere Landgeistlichen von 1810 bis 1888. Biographische Skizzen sämmtlicher Mecklenburg-Schwerinscher Geistlichen, Druck Otto Oscar Fink, Selbstverlag, Penzlin 1889, S. 291.
  15. Martin Gerhardt: Johann Hinrich Wichern, ein Lebensbild, Band 2, Höhe des Schaffens, 1846–1857, Agentur des Rauhen Hauses. Hamburg 1928, S. 225.
  16. Peter Meinhold (Hrsg.): Johann Hinrich Wichern. Sämtliche Werke, Band 1, Die Kirche und ihr soziales Handeln (Grundsätzliches u. Allgemeines), Lutherisches Verlags-Haus, Berlin /Hamburg 1962, S. 365.
  17. Fliegende Blätter aus dem Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg. Enthaltend Mittheilungen über alle dem Gebiete der innern Mission, IV. Serie, Nr. 5., Anfang März 1847, Hrsg. J. H. Wichern, Verlag der Agentur des Rauhen Hauses, Hamburg 1847, S. 80.
  18. Paul Hassel: Joseph Maria von Radowitz. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1905, S. 188.
  19. Christian Friedrich Kling: Die Verhandlungen der Wittenberger Versammlung für Gründung eines deutschen evangelischen Kirchenbundes im September 1848, Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung), Berlin 1848, S. 123., S. 133.
  20. Eleonore Fürstin Reuß, geb. Gräfin zu Stolberg-Wernigerode: Adolf von Thadden-Trieglaff. Ein Lebensbild gezeichnet nach Erinnerungen seiner Kinder und Freunde, 2. Auflage, Verlag Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung), Berlin 1894, S. 53.
  21. Karl August Varnhagen von Ense: Aus dem Nachlasse Varnhagen`s von Ense. Blätter aus der preußischen Geschichte, Vierter Band, F. A. Brockhaus, Leipzig 1869, S. 62 f.
  22. Adolf Wolff: Berliner Revolutions-Chronik. Darstellung der Berliner Bewegungen 1848, Dritter Band, Gustav Hempel, Berlin 1854, S. 212.
  23. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1846, Decker`schen Geh. Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1846, S. 295.
  24. Wilhelm Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz, Selbstverlag J. Scheu, Berlin 1861, S. 232.
  25. Der Preußische Staat Handbuch der Statistik, Verfassung und Gesetzgebung Preußens, Erster Theil, Hrsg. Ad. Frantz, G. Basse, Quedlinburg/ Leipzig 1854, S. 1020.
  26. Gustav von Diest: Aus dem Leben eines Glücklichen. Erinnerungen eines alten Beamten. E. S. Mittler, Berlin 1904, S. 134. Reprint 2022. ISBN 1-0-180-95284.