Hochwasser in Hannover

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gesperrter Weg bei Hochwasser der Ihme am Ihme-Zentrum während des Hochwassers im Harz und Harzvorland, 2017

Im Laufe der Geschichte gab es zahlreiche Hochwasser in Hannover. Eine der ältesten Schutzmaßnahmen ist der im Jahr 1449 erwähnte Bau des Schnellen Grabens. Die bisher schlimmste Überflutung Hannovers ereignete sich 1946 kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Hochwasser-Katastrophe 1946

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Leine-Hochwasser in Hannover war Teil des Weserhochwassers von 1946. Der Höhepunkt der katastrophalen Zuspitzung einer Hochwasserlage fiel in den Einzugsgebieten der Weser auf die Zeit vom 2. bis 11. Februar 1946. Nach einer winterlichen Frostperiode setzte am 28. Januar 1946 Tauwetter ein. Weder die frostbedingte Wasserundurchlässigkeit der Böden im Januar 1946 noch die bereits Ende Januar 1946 einsetzende Schneeschmelze im Harz spielten für das katastrophale Ausmaße des Februarhochwassers eine so große Rolle wie bei früheren Extremhochwassern im Raum Hannover. Verantwortlich für die Katastrophe waren die ungewöhnlich starken Regenfälle Anfang Februar 1946.[1]

In der Folge kam es am 10. Februar 1946 zur bisher größten Hochwasserkatastrophe in der Stadt Hannover. Die Flüsse Leine und Ihme und auch der Maschsee traten über die Ufer. Dazu trug die natürliche Verengung des 900 Meter breiten Durchflussbereiches der Ihme am Waterlooplatz auf 400 Meter an der Glockseebrücke bei. Dort wurden außerdem rund 700.000 Benzinkanister von einem britischen Depot am Schützenplatz Hannover angeschwemmt, die den Wasserabfluss unter den Brücken zusätzlich blockierten. In der Folge wurden 1666 Hektar bis in eine Höhe von 3 Metern überflutet, unter anderem die Stadtteile Altstadt, Calenberger Neustadt, Südstadt, Linden und Ricklingen. Der Pegel der Leine in Herrenhausen stieg auf 6,44 Meter, die seither nicht mehr erreicht wurden.[2] Dieser Pegelstand gilt für die Stadt Hannover als ein Jahrhunderthochwasser.[3] Das Hochwasser forderte drei Todesopfer und verursachte große Sachschäden.

Nach dem Hochwasser kam es in den Räumen des Stadtarchivs Hannover zum unkontrollierten Fortschaffen von historischem Schriftgut, das im Winter verheizt wurde, wodurch die Überlieferung der Stadtgeschichte des 19. Jahrhunderts zu 80 % verloren ging.[4]

Hochwasserschutz heute

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hochwasserschutzbau an der Ihme, 2011

Bereits in den 1950er Jahren wurden umfangreiche Sicherungsmaßnahmen vor allem im Deichbau vorgenommen. Infolge der Klimaveränderung und zur Abwehr von möglichen Extremwetter-Ereignissen wurden zwischen 2010 und 2013 im Verlauf der Ihme am Peter-Fechter-Ufer in Höhe des Ihme-Zentrums Umbaumaßnahmen vorgenommen. Am linken Ihmeufer weiter flussaufwärts wurde der im Osten Ricklingens bestehende Deich 2013 und 2014 mit einem südlich anschließenden Deich und einer Hochwasserschutzmauer am Michaelisfriedhof um einen Kilometer verlängert.[5]

Bei der Erneuerung der Benno-Ohnesorg-Brücke über die Ihme zwischen 2008 und 2013 wurde das Brückenbauwerk verlängert, um einen Rückstau zu vermeiden.[3]

Während des Hochwassers in Mitteleuropa 2013 im Mai und Juni waren auch die Pegelstände der Gewässer in Hannover hoch, da im Einzugsgebiet der Leine heftige Niederschläge fielen.[6] Im Überschwemmungsgebiet der Leine im Stadtteil Stöcken starb am 30. Mai 2013 eine Frau, nachdem sie beim Passieren einer überschwemmten Straße von der Strömung mitgerissen worden war.[7]

  • Thomas Grabe, Reimar Hollmann, Klaus Mlynek: „8.00 Uhr vormittags 440 steigt“: Die Hochwasserkatastrophe 1946, in dies.: Wege aus dem Chaos. Hannover 1945 - 1949 Hamburg: Ernst Kabel Verlag, 1989, ISBN 3-8225-0005-4, S. 38–41
  • Klaus Mlynek: Hochwasser 1946. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 301.
  • Jens Pohl, Dieter Sagolla: Hochwasserschutz in Hannover. Info-Broschüre, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Baudezernat in Zusammenarbeit mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Büro Oberbürgermeister, Mai 2008.
Commons: Hochwasser in Hannover – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hochwasserereignisse im Wesergebiet: Das Februarhochwasser 1946. BMU-Projekt „Verbesserung der Datengrundlage zur Bewertung hydrologischer Extreme“. Bundesanstalt für Gewässerkunde, abgerufen am 29. März 2024.
  2. Pegel Herrenhausen. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), abgerufen am 7. März 2024.
  3. a b Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser bei hannover.de vom 16. Januar 2024
  4. Archivgeschichte auf: hannover.de; zuletzt abgerufen am 20. September 2021
  5. Hochwasserschutz in Ricklingen | Meldungsarchiv für das Jahr 2014 | Landeshauptstadt Hannover | Presse & Medien | Service | Hannover.de | Home - hannover.de (Memento vom 8. November 2017 im Internet Archive)
  6. Pegelstände in Hannover steigen weiter an in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 27. Mai 2013
  7. Frau stirbt in Hochwasser-Flut bei Hannover. (Memento vom 7. Juni 2013 im Internet Archive) NDR.de, 31. Mai 2013. Abgerufen am 4. Juni 2013.