Organic Cotton

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Organic Cotton (engl., deutsch „Bio-Baumwolle“) ist der eingedeutschte Begriff für Baumwolle, die entsprechend den Richtlinien des ökologischen Landbaus produziert wird. Organic Cotton stammt von nicht-genetisch-modifizierten Pflanzen, die ohne Hilfe von synthetischen Chemikalien, Pestiziden oder Dünger angepflanzt und gezüchtet werden.[1][2] Erlaubt sind synthetische Hilfsstoffe, die über Bio-Siegel zertifiziert sind. Bio-Baumwolle wird in subtropischen Ländern, wie zum Beispiel China, USA, Indien und der Türkei angebaut.[3]

Organic Cotton in Deutschland

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In Deutschland stehen die Begriffe „Bio“, „Öko“ oder kbA für das Einhalten der Richtlinien des ökologischen Landbaus. Diese Begriffe garantieren nur den ökologischen Anbau der Faser, geben aber keine Auskunft über die Weiterverarbeitung. Richtlinien werden durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle mindestens einmal im Jahr geprüft. Hierzu wird die Offenlegung betrieblicher Tätigkeiten und der Produktionsmethoden angefordert und unabhängig überprüft.[2][4]

Organic Cotton in den USA

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Baumwollplantagen in den Vereinigten Staaten müssen die Richtlinien des National Organic Program (NOP) des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) erfüllen, um als ökologisch zu gelten. Die Schädlingsbekämpfung, der Anbau, die Düngung und der Umgang mit Bio-Kulturen werden von dieser Organisation geregelt.[5]

Ökologischer Fußabdruck

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Baumwolle wächst auf 2,5 % der weltweiten Anbaufläche, verbraucht jedoch 10–16 % der global eingesetzten Pestizide (einschließlich Herbizide, Insektizide und Entlaubungsmittel). Der starke Einsatz von Chemikalien beim herkömmlichen Baumwollanbau schädigt die Umwelt erheblich.[6][7] Die bei der Verarbeitung von Baumwolle verwendeten Chemikalien verschmutzen Luft und Oberflächengewässer. Zusätzlich sorgt der Anbau von Baumwolle für eine Verringerung der Artenvielfalt und Verschiebung des Gleichgewichts der Ökosysteme aufgrund des Einsatzes von Pestiziden.[1][2][8]

Beim Vergleich zwischen ökologischem und konventionellem Anbau muss darauf geachtet werden, dass der Ertrag und nicht die Anbaufläche als Maßstab ausschlaggebend ist. Wie bei vielen anderen Kulturen sind in der Regel die Erträge (pro Hektar) bei ökologischem Baumwollanbau deutlich geringer als bei konventionellen Methoden.[9] Dieses Ertragsgefälle führt dazu, dass der Wasserverbrauch für die Produktion der gleichen Menge an Baumwollfasern im direkten Vergleich zwischen biologischen und konventionellen Baumwollanbau höher sein kann.[10] Die Produktion von Baumwolle verbraucht im Durchschnitt 11.000 Liter Wasser pro Kilo. 50 % des Wassers verdunstet ungenutzt bei der Bewässerung. Bei Organic Cotton wird der Wasserverbrauch durch effiziente Bewässerungsmethoden wie der Tröpfchenbewässerung bzw. Furchenbewässerung reduziert. Durch die Benutzung von wasserschonenden Standorten und effizienteren Bewässerungsmethoden kann der Wasserverbrauch um bis zu 40 % gedrosselt werden.[11][12]

Wenn Organic Cotton vom ökologischen Landbau zertifiziert ist, wird sie ohne synthetische Pestizide angebaut.[2][4] Im Vergleich dazu kann konventionelle Baumwolle mit einer Reihe synthetischer Pestizide angebaut werden.[13] Felder, die von konventioneller auf Bio-Baumwolle umgestellt werden, müssen getestet werden, um sicherzustellen, dass keine Pestizidrückstände zurückbleiben, wobei eine Übergangszeit von zwei bis drei Jahren vorgesehen ist.[14]

In einigen Fällen sind die Unternehmen dazu übergegangen, die Fasern oder Stoffe selbst auf Pestizidrückstände zu testen, um sicherzustellen, dass die Landwirte oder landwirtschaftlichen Genossenschaften nicht betrügen.[15] Der Einsatz von Insektiziden, Herbiziden, Düngemitteln und Wasser ist in konventionellen Systemen als direkte Folge der weit verbreiteten Einführung von gentechnisch veränderter Baumwolle zurückgegangen, die derzeit über 95 % der in den USA angebauten Baumwolle ausmacht.[15] Die Bio-Zertifizierung verbietet die Verwendung von gentechnisch veränderten Sorten.[16]

Weltweite Verbreitung

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Bio-Baumwolle macht nur 1–2 % der weltweiten Baumwollproduktion aus und wird derzeit in vielen Ländern angebaut. Die größten Produzenten (Stand 2017) sind Indien (51 %), China (19 %), die Türkei (7 %) und Kirgisistan (7 %).[17][2] In Afrika wird in mindestens 8 Ländern Bio-Baumwolle produziert. Der erste Erzeuger (1990) war die SEKEM-Organisation in Ägypten; die beteiligten Landwirte überzeugten später die ägyptische Regierung, 400 000 Hektar konventionellen Baumwollanbaus auf integrierte Methoden umzustellen, wodurch der Einsatz synthetischer Pestizide in Ägypten um 90 % reduziert und die Erträge um 30 % gesteigert werden konnten.[18] 2007 wurden 265.517 Ballen Bio-Baumwolle in 24 Ländern produziert und die weltweite Produktion stieg jährlich um mehr als 50 %.[6] Im Erntejahr 2016/2017 erreichte die globale Jahresproduktion 3,2 Millionen Tonnen.[19][7]

Commons: Organic cotton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Michel Oldehaver: Organic Cotton - Was steckt hinter dem Begriff? Zeitgeist GmbH, 24. März 2022, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  2. a b c d e Textile Exchange: Textile Exchange Organic Cotton Market Report 2021 Press ... (PDF; 20.2 MB) In: Creating Material Change. Textile Exchange, 2021, abgerufen am 12. Oktober 2022 (englisch).
  3. Central Coast Vineyard Team. What is sustainable agriculture. 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juni 2009; abgerufen am 12. Oktober 2022.
  4. a b Umweltinstitut München e.V. (Hrsg.): Bio-Baumwolle. (umweltinstitut.org [abgerufen am 12. Oktober 2022]).
  5. National Organic Program. USDA Agricultural Marketing Service, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  6. a b Organic Cotton Facts - Organic Trade Association. Juni 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. November 2014; abgerufen am 12. Oktober 2022.
  7. a b Environmental Justice Foundation: The Deadly Chemicals in Cotton. 2007, ISBN 1-904523-10-2 ejfoundation.org, abgerufen 12. Oktober 2022.
  8. The Harsh Truth: Organic vs. Conventional Cotton. Swedish Linens, 27. August 2017, abgerufen am 12. Oktober 2022 (englisch).
  9. Verena Seufert, Navin Ramankutty, Jonathan A. Foley: Comparing the yields of organic and conventional agriculture. In: Nature. Band 485, Nr. 7397, Mai 2012, ISSN 1476-4687, S. 229–232, doi:10.1038/nature11069 (nature.com [abgerufen am 12. Oktober 2022]).
  10. Marc Bain: Your organic cotton t-shirt might be worse for the environment than regular cotton. Quartz, 28. Mai 2017, abgerufen am 12. Oktober 2022 (englisch).
  11. Emily Chan: Wie nachhaltig ist Bio-Baumwolle wirklich? Vogue, 17. Dezember 2019, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  12. Katharina: Bio-Baumwolle: die ökologische Alternative. In: ÖKO Planet Magazin. 18. Dezember 2019, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  13. Is there really a difference between organic cotton and regular cotton? 28. August 2019, abgerufen am 12. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).
  14. Transitional Cotton Challenge hrsg=Textile Exchange. 2. Februar 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Januar 2022; abgerufen am 12. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/textileexchange.org
  15. a b Deliberate Transparency. Alterra pure, abgerufen am 12. Oktober 2022 (englisch).
  16. Adorn Themes: What is GOTS? Karpasa, 4. Dezember 2020, abgerufen am 12. Oktober 2022 (englisch).
  17. 10 Fakten: Was du über (Bio-)Baumwolle wissen solltest. Utopia Team, 11. Oktober 2021, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  18. Afrikanische Baumwolle. Cotton made in Africa, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  19. John Mowbray: India drags on organic cotton volumes. Ecotextile News, 12. Oktober 2017, abgerufen am 12. Oktober 2022 (britisches Englisch).