Peruonto

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Illustration von Franz von Bayros, 1909

Peruonto (auch Pervonto) ist ein Märchen (AaTh 675). Es steht in Giambattista Basiles Sammlung Pentameron als dritte Erzählung des ersten Tages (I,3).

Der Idiot Peruonto erhält zum Dank von drei Feensöhnen, denen er Schatten spendet, dass sich erfüllt, was er wünscht. Als er nun auf einem Reisigbündel heim zur Mutter reitet, lacht bei dem Anblick die sonst traurige Königstochter Vastolla. Da verwünscht er sie, „gleich von dieser Rute schwanger“ zu werden. Der König ist gekränkt, als er die Schwangerschaft bemerkt, und lässt seine Räte tagen. Die beschließen ein Festmahl für reiche, dann eines für arme Bürger, da sind die Zwillingssöhne sieben Jahre alt und suchen sofort Peruontos Nähe, was ihn verrät. Man wirft Vastolla, die Kinder und ihn in einem Fass ins Meer. Er verwandelt es in ein Schiff und zuletzt in ein Schloss. Dort findet sie auch der König und wird versöhnt.

Illustration von Warwick Goble, 1911

Das Märchen steht schon bei Straparola als III,1 Pietro pazzo. Peruonto weist etymologisch auf 'per-unctus', d. h. 'gesalbt', in ironischer Anspielung auf seine Herkunft.[1] Der König ärgert sich, „daß die Bohne in diesem Dreikönigskuchen, der Hauptgewinn der Wohlfahrtstombola auf diesen häßlichen Dorfdeppen gefallen war“.[2] Zur traurigen Königstochter vgl. die Rahmenhandlung des Pentameron und III,5 Der Mistkäfer, die Maus und die Grille, zur List mit dem Fest I,6 Die Aschenkatze. Zu den Feenknaben, hier ein blindes Motiv, vergleicht Rudolf Schenda Dan 3,15 EU und Mt 17,1 EU. Er nennt zur mündlichen Verbreitung in Italien beispielhaft Lu loccu di li passuli e ficu und La favola del falchetto in Pitrès sizilianischer und toskanischer Märchensammlung. Die erste deutsche Übersetzung stand in von der Hagens Erzählungen und Märchen von 1825 nach einer gekürzten italienischen Fassung, vollständig dann bei Liebrecht, ohne diverse sexuelle Metaphern des barocken Originals.[3] Christoph Martin Wieland schrieb eine Nacherzählung in Versen unter dem Titel Pervonte. Walter Scherf zufolge bezeichnete man lange Zeit den ganzen Erzähltyp AaTh 675 als Pervonto-Märchen.[4] Vgl. Aulnoys Der Delphin, Grimms Die goldene Gans, Hans Dumm.

  • Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 42–49, 519–520, 576–578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).

Einzelnachweise

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Illustration von George Cruikshank zu Peruonto und Vardiello, 1850
  1. Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 576 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).
  2. Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 46 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).
  3. Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 519–520, 576–578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).
  4. Walter Scherf: Das Märchenlexikon. Band 2. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39911-8, S. 935–936.