Ralf Melzer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ralf Melzer (2019)

Ralf Melzer (* 17. Februar 1967 in West-Berlin) ist ein deutscher Historiker, Publizist und Stiftungsmitarbeiter.

Melzer besuchte das Beethoven-Gymnasium in Berlin-Lankwitz. Nach dem Abitur ging er zum Studium der Geschichte, Germanistik und Publizistik an die Freie Universität Berlin und promovierte dort anschließend als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Neuerer Geschichte bei Wolfgang Wippermann mit einer Arbeit über Freimaurerei in Weimarer Republik und Nationalsozialismus.[1] In dieser Zeit war er zudem Mitglied der DRAmateure, einer freien Theatergruppe, für die er auch Bühnentexte schrieb.

Nach der Promotion absolvierte er mit einem Post-Doc-Fellowship als Scholar-in-Residence einen Forschungsaufenthalt am Center for Advanced Holocaust Studies des United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) in Washington, D.C.[2]

Bis 2003 arbeitete Melzer freiberuflich als Historiker, u. a. für die deutsche Niederlassung der Survivors of the Shoah Visual History Foundation[3], und als Journalist für verschiedene Medien u. a. für die taz, die Berliner Seiten der FAZ und die Jüdische Allgemeine.

Seit 2004 ist Melzer in wechselnden Funktionen inner- und außerhalb Deutschlands als Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung tätig,[4] darunter von 2009 bis 2011 als FES-Büroleiter in Tunesien. Die Revolution in Tunesien im Januar 2011 und die Ereignisse des sich anschließenden Arabischen Frühlings kommentierte er in verschiedenen Medien[5][6][7]. Von 2012 bis 2016 leitete er den Arbeitsbereich „Gegen Rechtsextremismus“ der FES und war in dieser Eigenschaft Herausgeber von drei Mitte-Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung.[8] In dieser Zeit erschienen von ihm auch mehrere Beiträge als Gastautor auf SPIEGEL Online.[9][10][11][12]

Von Juni 2020 bis September 2023 war Melzer Leiter des Regionalprojektes „Dialog Südosteuropa“ der FES mit Sitz in Sarajevo[13] und Mitglied im Advisory Board des Regional Youth Cooperation Office (RYCO). In dem Online-Journal Internationale Politik und Gesellschaft (IPG) und in einem Interview für die Frankfurter Rundschau wies er im Zusammenhang mit politischen Spannungen in der Westbalkan-Region auf die Gefahren hin, die durch Ethno-Nationalismus und Diskussionen um mögliche neue Grenzziehungen drohten.[14][15] Ebenfalls in der IPG warnte er vor den sicherheitspolitischen Risiken, die mit einer fortdauernden Nicht-Integration der Westbalkan-Staaten in die Europäische Union verbunden seien.[16]

Seit September 2023 leitet Melzer das Büro der FES in Israel.[17]

Melzer ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift für Internationale Freimaurerforschung (IF)[18]. Im November 2021 veröffentlichte er unter dem Titel Die Leere halten, die Schatten wirft eine Auswahl literarischer Texte.

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Berlin im Wandel, Berlin 1994, ISBN 978-3-87776-238-7.
  • Konflikt und Anpassung. Freimaurerei in der Weimarer Republik und im "Dritten Reich", Wien 1999, ISBN 3-7003-1245-8.
  • In the Eye of a Hurricane: German Freemasonry in the Weimar Republic and the Third Reich, in: Freemasonry in Context. History, Ritual, Controversy (Scottish Rite Research Society) Lanham/Maryland 2004, S. 89–104, ISBN 0-7391-0781-X.
  • Kambodscha 1975–2005: Weg durch die Nacht (Hrsg. mit Paul Pasch), Bonn (Friedrich-Ebert-Stiftung) 2005, ISBN 3-89892-363-0.
  • Tunesien kann den demokratischen Wandel schaffen, aber ein Erfolg ist noch keineswegs gesichert, in: Internationale Politik und Gesellschaft (IPG), 4/2011, S. 18 ff., ISSN 0945-2419.
  • Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012 (Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung), Bonn (Dietz-Verlag) 2012, ISBN 978-3-8012-0429-7.
  • Menschenfeindlichkeit in Zeiten des Umbruchs. Zur neuen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland, in: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 12 | 2012, S. 15 ff., ISSN 0177-6738.
  • Rechtsextremismus in Europa. Länderanalysen, Gegenstrategien und arbeitsmarktorientierte Ausstiegsarbeit (Hrsg. mit Sebastian Serafin für die Friedrich-Ebert-Stiftung, auch als englische Ausgabe), Berlin 2013, ISBN 978-3-86498-521-8.
  • Between Conflict and Conformity: Freemasonry during the Weimar Republic and the „Third Reich“, Washington D.C. 2014, ISBN 978-1-63391-760-6.
  • Fragile Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014 (Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung) Bonn (Dietz-Verlag), 2014, ISBN 978-3-8012-0458-7.
  • Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland (Hrsg. mit Dietmar Molthagen für die Friedrich-Ebert-Stiftung), Bonn (Dietz-Verlag) 2015, ISBN 978-3-8012-0478-5.
  • Europa und seine Feinde von rechts, in: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 11 | 2015, S. 31 ff., ISSN 0177-6738.
  • Gespaltene Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2016 (Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung), Bonn (Dietz-Verlag) 2016, ISBN 978-3-8012-0488-4.
  • Zur Diskussion: Demaskieren statt berücksichtigen. Zum Umgang mit Rechtspopulismus – eine Replik, in: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 7/8 | 2016, S. 77 ff., ISSN 0177-6738.
  • Rechtsextremismus, in: Helmut Reinalter (Hrsg.), Handbuch der Verschwörungstheorien, Leipzig 2018, S. 216 ff.; ISBN 978-3-96285-004-3.
  • Die Dämonen des Balkan. Neue Grenzziehungen entlang völkischen Nationalismus auf dem westlichen Balkan? Schon die Debatte sorgt für Traumata, in: IPG, 22. April 2021, ISSN 2628-7587, https://www.ipg-journal.de/regionen/europa/artikel/ethnischer-nationalismus-balkan-5130/
  • Die Leere halten, die Schatten wirft, Norderstedt 2021, ISBN 978-3-7557-3616-5 / als E-Book ISBN 978-3-7557-0366-2.
  • Mehr als Folklore. Der Ukrainekrieg legt das Sicherheitsrisiko im Westbalkan offen, in: IPG, 8. Dezember 2022, ISSN 2628-7587, https://www.ipg-journal.de/regionen/europa/artikel/mehr-als-folklore-6376/

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Tilmann Bendikowski: Rezension: Sachbuch: Licht- und Sonnenmystik. In: FAZ.NET. 7. August 2000 (faz.net [abgerufen am 6. April 2020]).
  2. Ralf Melzer — United States Holocaust Memorial Museum. Abgerufen am 7. März 2022.
  3. https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=30249475226&searchurl=hl%3Don%26isbn%3D9783464644645%26sortby%3D20&cm_sp=snippet-_-srp1-_-title2, abgerufen am 24. Januar 2020
  4. https://www.fes.de/e/drei-fragen-an-dr-ralf-melzer-neuer-leiter-des-bayernforums-der-fes, abgerufen am 24. Januar 2020
  5. Interview mit Ralf Melzer:: In Libyen wird der Übergang schwieriger - Qantara.de. Abgerufen am 7. März 2022.
  6. Interview mit Ralf Melzer: Tunesiens Reformprozess ist auf einem guten Weg - Qantara.de. Abgerufen am 7. März 2022.
  7. Dieter Kaufmann: Ulrike Schnellbach - Wie geht es weiter nach der Jasminrevolution? 2. Februar 2011, abgerufen am 7. März 2022.
  8. Ungeordnet aber vernetzt. Abgerufen am 21. Januar 2023.
  9. Rechts, extrem, populistisch, radikal: Im Dschungel der Begriffe. In: Spiegel Online. 30. Juni 2016, abgerufen am 16. Mai 2020.
  10. Ralf Melzer: Rechtspopulismus: Die Kraft des Einfachen, Gastbeitrag Ralf Melzer. In: Spiegel Online. 2. Oktober 2016, abgerufen am 16. Mai 2020.
  11. Ralf Melzer: Europa: Gefahr durch Rechtspopulismus ist nicht gebannt. In: Spiegel Online. 18. März 2017, abgerufen am 16. Mai 2020.
  12. Philipp Löwe: Rechtsextrem und rechtsradikal: Wo liegt der Unterschied? In: Der Spiegel. 30. Juni 2016, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. März 2022]).
  13. Contact us: Friedrich-Ebert-Stiftung Dialogue Southeast Europe. Abgerufen am 7. März 2022.
  14. Die Dämonen des Balkans. Abgerufen am 7. März 2022 (deutsch).
  15. Bosnien und Herzegowina: Fragiles Konstrukt ist in Gefahr. 28. Januar 2022, abgerufen am 7. März 2022.
  16. Mehr als Folklore. Abgerufen am 21. Januar 2023 (deutsch).
  17. Sven Christian Schulz: Israel nach Großangriff: Der brutale Geiselkrieg der Hamas. 9. Oktober 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023.
  18. IF – Zeitschrift für Internationale Freimaurer-Forschung Archive - StudienVerlag. In: studienverlag.at. Abgerufen am 16. Mai 2020.