Dieter Frielinghaus

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Dieter Frielinghaus (2005)

Dieter Frielinghaus (* 14. November 1928 in Braunschweig; † 16. Mai 2024 in Brüssow) war ein deutscher evangelisch-reformierter Pastor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frielinghaus studierte in Göttingen Evangelische Theologie. 1956 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Frielinghaus wurde Mitglied von sozialistischen und kommunistischen Gruppen, engagierte sich gegen die Wiederbewaffnung Westdeutschlands und in der Friedensbewegung der Bundesrepublik. 1957 ging er auf Wunsch des gesamtdeutschen Bundes reformierter Gemeinden nach Dresden. Am 9. November 1957 wurde er ordiniert und Pfarrer der dortigen reformierten Gemeinde.[1] 1975 zog er nach Bergholz und war bis zu seiner Pensionierung 1993 dort Pfarrer. Von 1984 bis 1990 war er Vorsitzender des Moderamens der Reformierten Gemeinden in der DDR und vertrat diese in der berlin-brandenburgischen Kirchenleitung.

Frielinghaus zog aufgrund seiner Übersiedlung aus der Bundesrepublik, seiner politischen Positionierung und seines Berufes das Interesse des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) auf sich. Entsprechend gab es zwischen 1957 und 1959 sowie zwischen 1970 und 1976 Anwerbungsversuche, außerdem führte das MfS zeitweilig eine Akte über ihn.[2] Eine durch das Moderamen der reformierten Kirche 1995 veranlasste Untersuchung unter Auswertung dieser Akte bestätigte jedoch seine Aussage, dass er es stets abgelehnt hatte, Auskünfte zu erteilen.

Frielinghaus wurde 1991 zum Präsidenten des Kuratoriums des Vereins Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) gewählt.[3] 1996 erhielt er den „Menschenrechtspreis“ der GBM. Er publizierte in den Weißenseer Blättern,[4] der Zeitschrift Topos – Internationale Beiträge zur dialektischen Theorie[5], der Reformierten Kirchenzeitung und der Jungen Welt. Er unterstützte u. a. das Komitee zur Verteidigung von Slobodan Milošević,[6] die palästinensischen Befreiungsbewegungen und forderte die Erhaltung der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals.[7] Er war Mitglied der DKP und lebte mit seiner Ehefrau Gisela in Brüssow. Dort verstarb Dieter Frielinghaus am 16. Mai 2024 im Alter von 95 Jahren.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ecclesia und vita. Eine Untersuchung zur Ekklesiologie des Andreas Hyperius (= Beiträge zur Geschichte und Lehre der Reformierten Kirche; 23). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn, 1966, DNB 456671293 (Druckfassung der Dissertation Göttingen 1956).
  • Sie wissen, was sie tun: über Förderer und Bewunderer der sogenannten Jesusbewegung. Union Verlag VOB, (Ost-)Berlin, 1973, DNB 730314596.
  • Peter Franz: Unfrieden in Deutschland. Teil 4: Kirche im Sündenfall: Als Pfarrer in Kapellendorf. Mit einem Nachwort von Dieter Frielinghaus. Hrsg. von Wolfgang Richter. GNN-Verlag Schkeuditz 1995, ISBN 3-929994-42-9.
  • Nicht zu viel habe ich für den Sozialismus getan …: Reden, Aufsätze, ein Interview und eine Predigt. Ein Theologe als Kommunist (= Literaturbeiträge; 2010,2). Landesvorstand Berlin der DKP, Berlin, 2010, DNB 1035037637.
  • mit Armin Stolper: Kommunistische Standpunkte des evangelischen Theologen Dieter Frielinghaus und eine Geschichte von Armin Stolper (= Schriftenreihe zur Kultur; 32). Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde, Berlin, 2015, DNB 111628653X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 50-jähriges Ordinationsjubiläum von Pfr. Dr. Frielinghaus (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 132 kB), Gemeindebrief der Evangelisch-reformierten Gemeinde in Dresden, 14 (2008), 1. Ausgabe, Februar/März 2008, S. 3f
  2. Gerhard Besier: Der SED-Staat und die Kirche 1969–1990. Die Vision vom „Dritten Weg“; Frankfurt a. Main: Propyläen 1995; ISBN 3-549-05454-8; S. 893
  3. Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde: Chronik der GBM e. V.: Das Jahr 1991; abgerufen am 10. Januar 2013.
  4. Dieter Frielinghaus: Ein Theologe als Kommunist; Weißenseer Blätter, Heft 01/2001
  5. Vgl. das Inhaltsverzeichnis von Topos-Heft 31 „Mythologie“
  6. Internationales Komitee „Slobodan Milosevic“ – Nationale Souveränität & Soziale Gerechtigkeit: Das ICDSM ; Stand 26. Dezember 2012
  7. Danksagung (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive); in: Ossietzky 15/2007