Gendering

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gendering (von englisch gender „[soziales] Geschlecht“: etwa „Vergeschlechtlichung“ oder „Vergeschlechtlichen“) ist eine im 21. Jahrhundert etablierte eingedeutschte Wortbildung und bezeichnet die Berücksichtigung oder Analyse des Geschlechter-Aspekts in Bezug auf eine Grundgesamtheit von Personen oder Daten, etwa in Wissenschaft, Medizin, Statistik und Lehre. Beispielsweise werden statistische Daten häufig in Angaben zu Frauen und zu Männern unterschieden (vergleiche Gender-Data-Gap).

Alternativ wird auch der Begriff Gendern verwendet, der allerdings überwiegend als Anwendung eines geschlechterbewussten Sprachgebrauchs, vor allem im Deutschen, verstanden wird.

Gendering in der Wissenschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Geschichts- und Sozialwissenschaften wird Gendering verwendet, um auszudrücken, dass ein Thema unter einer geschlechterspezifischen Fragestellung und Perspektive untersucht und dargestellt wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass das Geschlecht in nahezu allen Lebensbereichen eine Rolle spiele und Herrschaftsverhältnisse geschlechtlich markiert seien; Geschlecht präge Denken, Vorstellungen, die soziale und politische Welt, und diese konstituierten das „soziale Geschlecht“ (Gender).

Beispielsweise zeichnete die US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin Londa Schiebinger die verschiedenen Gendering-Prozesse innerhalb der Naturwissenschaften um das Jahr 1800 nach. Sie zeigte, wie die zu dieser Zeit vorherrschenden Geschlechterbilder und -dichotomien das wissenschaftliche Denken geprägt haben.[1] Die Rechtshistorikerin und Soziologin Ute Gerhard und die Historikerin Joan Scott beschrieben die frauendiskriminierende Grundstruktur des Staatsbürgerkonzepts, wie es erstmals in der Französischen Revolution realisiert wurde, als male gendering („männliches Gendern“).[2]

Im Bereich von Forschung und Lehre wird die Begriffskopplung „Integratives Gendering“ verwendet, um die Integration von Genderaspekten auf allen hochschuldidaktischen Handlungsebenen und in allen hochschulischen Handlungsfeldern zu bezeichnen.[3] Es wird in diesen Zusammenhängen auf folgende Genderkategorien zurückgegriffen:[4]

  • Geschlechterwissen (gesamtes gesellschaftlich verfügbares Wissen über Geschlechterverhältnisse)
  • Geschlechterordnung (soziale Dimension der gesellschaftlichen Zuordnung nach Geschlechtlichkeit)
Wiktionary: gendern – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Claudia Opitz-Belakhal: Geschlechtergeschichte. Campus, Frankfurt/M. 2010, ISBN 978-3-593-39183-0, S. 45.
  2. Claudia Opitz-Belakhal: Geschlechtergeschichte. Campus, Frankfurt/M. 2010, ISBN 978-3-593-39183-0, S. 140.
  3. Bettina Jansen-Schulz, Kathrin van Riesen: Integratives Gendering und Gender-Diversity-Kompetenz: Anforderungen an eine innovative Hochschullehre. In: Sven Ernstson, Christine Meyer (Hrsg.): Praxis geschlechtersensibler und interkultureller Bildung. Springer VS, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-19798-2, S. 217–237.
  4. Bettina Jansen-Schulz: Integratives Gendering in der Lehre. In: Soziale Technik. Band 3, 2006, S. 19–21 (Zusammenfassung (Memento vom 22. April 2016 im Internet Archive)).