Joseph von Gerlach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Joseph von Gerlach

Joseph von Gerlach (* 3. April 1820 in Mainz; † 17. Dezember 1896 in München) war ein deutscher Anatom, Histologe und Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. Von 1865 bis 1866 war er Rektor der Universität.[1]

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerlach verbrachte seine Kindheit und Jugend in Aschaffenburg[2] und studierte ab 1837 an den Universitäten Würzburg, München und Berlin Medizin. In München wurde er 1841 promoviert. Nach einem Aufenthalt in Wien kehrte er 1842 nach Berlin zurück, bevor er 1844 an der Universität Gießen die ärztliche Staatsprüfung absolvierte. Es folgten Aufenthalte in Paris, London und Dublin. 1846 ließ er sich in Mainz als Arzt nieder. In Nachfolge von Gottfried Fleischmann trat er 1850 die Professur für Anatomie an der Universität Erlangen an. Er leitete das Institut bis 1891. Bis zur Berufung von Isidor Rosenthal 1872 hielt er auch Vorlesungen in Physiologie. 1896 wurde er pensioniert.[3]

Gerlach war 1858 einer der Begründer der histologischen Färbetechnik (der Karminfärbung)[4] und der anatomischen Mikrofotografie. Er zeigte als erster,[5] dass auch beim Menschen Hautatmung stattfindet.[6] Eine von ihm beschriebene Schleimhautfalte zwischen Blinddarm (Caecum) und Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) wird als Gerlach-Klappe bezeichnet. Er schuf 1872 mit seiner Arbeit über die Struktur der grauen Substanz des Gehirns zudem die Voraussetzung zur Erforschung der Hirnrindenarchitektur.[7]

1850 wurde Gerlach in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[8] Seit 1883 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[9]

Er war ab 1847 mit Therese Moritz verheiratet. Sein Sohn Leo war ebenfalls Anatom und Nachfolger seines Vaters in Erlangen.[2], seine Tochter Agnes war die Ehefrau des Emil Fischer.

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Uni Erlangen: (Pro-)Rektoren / Präsidenten der Universität.
  2. a b D. Gerlach: Die Anfänge der Histologischen Färbung und der Mikrophotographie. Josef von Gerlach als Wegbereiter. In: Oswalds Klassiker der exakten Wissenschaften. Band 283, Verlag Harri Deutsch, 1998, ISBN 3-8171-3283-2.
  3. Ludwig Geiger: Gerlach, Joseph von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 303–307.
  4. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 36.
  5. M. Stücker, A. Struk, P. Altmeyer, M. Herde, H. Baumgärtl, D. W. Lübbers: The cutaneous uptake of atmospheric oxygen contributes significantly to the oxygen supply of human dermis and epidermis. In: The Journal of Physiology. Band 538, 2002, S. 985–994, ISSN 0022-3751. PMID 11826181. PMC 2290093 (freier Volltext).
  6. Joseph von Gerlach: Ueber das Hautathmen. In: Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. 1851, S. 431–455.
  7. Barbara I. Tshisuaka: Gerlach, Joseph von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Walter de Gruyter, 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 481 f.
  8. Mitgliedseintrag von Joseph von Gerlach bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 8. März 2013.
  9. C. von Voit: Joseph v. Gerlach (Nekrolog). In: Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Classe der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München. Band 27, 1897, S. 433–436 (online [PDF; abgerufen am 11. Februar 2017]).