Joseph von Parseval

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Joseph Ferdinand von Parseval (* 6. Februar 1825 in Landau in der Pfalz; † 26. März 1887 in Nymphenburg bei München) war ein königlich bayerischer Regierungsrat und Kammerherr. Von 1863 bis 1869 war er Bezirksamtmann und Badkommissar (Kurdirektor) in Bad Kissingen.

Joseph von Parseval war Nachkomme eines ursprünglich aus Fontaine bei Belfort stammenden französischen Adelsgeschlechts, dessen noch in Metz geborener Vater Ferdinand von Parseval (1791–1854), zuletzt königlich bayerischer Generalmajor und Kammerherr, im Jahr 1816 als Rittmeister in den bayerischen Adel aufgenommen worden war.[1] Seine Mutter war die in Dublin geborene Franziska (Fanny) Gräfin O'Hegerty (1797–1881).[2]

Parseval besuchte als königlich bayerischer Edelknabe seit Schuljahr 1839/1840 das königliche Neue Gymnasium in München.[3] Aus dem Jahr 1842 findet man in dessen Akten: Den Preis in den neuern Sprachen erwarb sich nach dem Urtheile seiner eigenen Mitpagen Joseph von Parseval, Schüler der dritten Gymnasial-Klasse.[4]

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften war er zunächst Landkommissars-Aktuar in Kusel,[5] wurde dann auf seine Bitte hin im November 1856 in gleicher Stellung nach Frankenthal (Pfalz) versetzt,[6] wo er mindestens bis 1861 blieb[7] und mit Ehefrau und erstgeborenem Sohn August als Untermieter im Elternhaus des späteren Augenarztes Julius von Michel wohnte.[8] Anschließend war er bis Sommer 1863 als Regierungsassessor des Regierungsbezirkes Schwaben und Neuburg in der Bezirkshauptstadt Augsburg tätig.[9][10]

Mit Wirkung vom 1. August 1863 wurde Parseval als Amtsnachfolger von Friedrich Graf von Luxburg zum königlich bayerischen Bezirksamtmann in Bad Kissingen ernannt mit Zuständigkeit für die Landgerichtsbezirke Bad Kissingen und Münnerstadt und zugleich mit der Aufgabe und Funktion des Badkommissars (Kurdirektor) des damaligen „Weltbades“ betraut.[11] Mit neuem Amt wurde er zum Regierungsrat erhoben. Während seiner sechsjährigen Amtszeit bis Frühjahr 1869 wohnte er im Haus 269 in der Oberen Marktstraße.[12] Am 20. Januar 1864 wurde der bisherige Kammerjunker zum Kammerherrn erhoben.[13]

Das Bad Kissinger Luitpoldbad um 1910
Anzeige vom 13. August 1866
„Trauernde Germania“ in Bad Kissingen

Auf Parsevals Betreiben wurde im Winter 1864/1865 endlich die schon seit 1855 geplante Gründung der Aktiengesellschaft vollzogen, deren Ziel der Bau eines näher am Kurzentrum gelegenen „Actienbades“ war, das später offiziell den Namen Luitpoldbad erhielt. Denn bisher hatte es nur das etwa 30 Minuten Fußweg entfernte Salinenbad („Gasbad“) an der Unteren Saline gegeben. Diesen weiten Weg wollte man den hochherrschaftlichen Kurgästen aus ganz Europa, deren Zahl nach Bau und Einweihung des Arkadenbaues (1838) schnell angestiegen war, bei Schlechtwetter nicht mehr zumuten.[14]

Doch 1866 brach der Deutsche Krieg aus und die Baupläne konnten vorerst nicht umgesetzt werden. Der Kriegsverlauf brachte die Kampfhandlungen sogar direkt nach Bad Kissingen. Hunderte von Toten und über 1.200 verwundete bayerische und preußische Soldaten waren das Ergebnis der Schlacht in Bad Kissingen am 10. Juli 1866. Der Kurbetrieb kam völlig zum Erliegen. Die Verwundeten mussten im neuen Arkadenbau sowie in den größeren Sanatorien und Hotels der Kurstadt versorgt werden.

Am 13. August 1866 dankte Parseval mittels Zeitungsanzeigen für die vielen Lebensmittel- und Kleiderspenden, die nach Kriegsende ins ausgeplünderte und vom Krieg gebeutelte Bad Kissingen geschickt worden waren. Jetzt bat er allerdings ausdrücklich um Geldspenden für die Wiederbeschaffung von Vieh.[15]

Zur Erinnerung an die Gefallenen des Krieges trieb Parseval später die Aufstellung des vom Bad Kissinger Bildhauer Michael Arnold geschaffenen Denkmals „Trauernde Germania“ voran. Er ließ Spendenbüchlein drucken und wandte sich an alle an den Kämpfen in Kissingen beteiligten Regimenter und Bataillone, um die Namen der Gefallenen zu ermitteln und um Beiträge zu werben.[16] zusätzlich sammelte er bei den wohlhabenden Kurgästen die für das Mahnmal nötigen 4.000 Gulden. Das Denkmal über einem Massengrab am Kapellenfriedhof konnte allerdings erst Parsevals Amtsnachfolger Clemens Graf zu Pappenheim, bis dahin Regierungsrat der Kammer des Innern in Würzburg, am 8. September 1869 enthüllen.[17]

Erst zwei Jahre nach dem Krieg konnten die Bauarbeiten für das „Actienbad“ im Sommer 1868 wieder aufgenommen werden. Am 1. Juni 1869 – Parseval war bereits Anfang des Jahres nach Schwabach versetzt worden – wurde das neue Badehaus mit zunächst nur 66 Badekabinetten (Badezimmern) eröffnet; ein weiterer Ausbau war vorgesehen.

Mit Bekanntwerden der Versetzung Parsevals zum 1. Mai 1869 nach Schwabach wurde „von gewisser Seite“ schon zum Jahreswechsel 1868/1869 das Gerücht von Korruption in Umlauf gebracht, seine Versetzung sei angeblich nur deshalb erfolgt, weil Parseval als Kissinger Bezirksamtmann vom russischen Zaren Alexander II. während dessen Kuraufenthalt eine Geldzuwendung erbeten und tatsächlich auch erhalten habe. Dieses Gerücht wurde allerdings noch im Januar für eindeutig falsch erklärt.[18][19]

Schon 1867 hatte der regierungskritische Volksbote für den Bürger und Landmann, eine von 1848 bis 1872 in München erscheinende katholisch-konservative Zeitung des aus Mecklenburg stammenden Herausgebers Ernst Zander (1803–1872), in einem Beitrag Parseval wegen einer in Bad Kissingen veranstalteten Jahresfeier der Schlacht bei Königgrätz[20] politisch scharf angegriffen und verleumdet. Daraufhin stellt der Fränkische Kurier am 15. Juli 1867 wohlwollend fest, dass der Volksbote gezwungen war, ebenfalls am 15. Juli eine Richtigstellung mit einer Ehrenerklärung für Parseval abzudrucken.[21]

Joseph von Parsevals Brüder Maximilian von Parseval (1823–1902), Otto von Parseval (1827–1901) und Ferdinand Jakob von Parseval (1829–1919) waren bayerische Generale.

Parseval heiratete am 8. Mai 1860 in München Marie Amélie von Schaden (* 3. Oktober 1840 in Erlangen; † 14. Januar 1918 in München), die Tochter des Emil August von Schaden (1814–1852) und der Karoline von Thiersch sowie Enkelin des Philologen Friedrich Thiersch, mit der er sich im Herbst 1859 verlobt hatte.[22] Ihre acht Kinder waren die in Frankenthal geborenen Luftschiffer August von Parseval (1861–1942), Namensgeber der Parseval-Luftschiffe, Ferdinand (1862–1940), geboren in München, Leonie (1863–1946), Julie Mathilde (1864–??) und Cäcilie Amalie von Parseval (1866–1955), alle drei in Bad Kissingen geboren, Henri Otto Joseph (1869–1875) und Friedrich Ferdinand Siegfried (1871–1873), beide in Schwabach geboren sowie die in Augsburg geborene Amalie Caroline Ferdinande von Parseval.[23]

Einzelnachweise

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  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band X, Seite 174, Band 119 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999, ISBN 3-7980-0819-1
  2. Parsevals Ahnenliste (online)
  3. Jahres-Bericht über das Königliche Neue Gymnasium in München vom 1. August 1841, Seite 15 (Digitalisat)
  4. Jahres-Bericht über den Fortgang der königlichen Edelknaben in den Wissenschaften und Künsten im Schuljahre 1842 (online). - Die „neuen Sprachen“ Französisch und Englisch dürften dem Gymnasiasten leicht gefallen sein, war sein Vater doch Franzose und seine Mutter eine Irin.
  5. Würzburger Anzeiger vom 16. November 1856 (Digitalisat)
  6. Verzeichniß der Beamten und Angestellten im Staats- und Gemeindedienste des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1857, Seite 11 (Digitalisat)
  7. Sohn August wurde 1861 noch in Frankenthal geboren, Sohn Ferdinand aber 1862 in München.
  8. Pfälzer Heimat, Bände 12–14, Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, 1961, Seite 73 (Auszug)
  9. Augsburger neueste Nachrichten vom 7. August 1863, Seite 2259 (Digitalisat)
  10. Augsburger Postzeitung vom 6. August 1863, Seite 1231 (Digitalisat)
  11. Lindauer Tagblatt Nr. 184 vom 7. August 1863 (Digitalisat)
  12. F. J. Reichardt (Hrsg.): Adressbuch von Kissingen, 1865, Seite 68 (Digitalisat)
  13. Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern Nr. 5 vom 30. Januar 1864, Seite 101 (Digitalisat)
  14. Allgemeine medizinische Zentral-Zeitung, Band 38, 1869 Spalte 672 (Digitalisat)
  15. Bayerische Zeitung vom 15. August 1866, Seite 267 (Digitalisat)
  16. Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff: Bayern und Preussen und Bayerns Preussen, Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg, 1999, Seite 426
  17. Michael Henker (Hrsg.): Bavaria, Germania, Europa. Geschichte auf Bayerisch. Katalogbuch zur Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte in Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Regensburg, 18. Mai bis 29. Oktober 2000, Band 42 von Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur, Verlag F. Pustet, 2000, Seite 60, ISBN 3791717073 bzw. ISBN 9783791717074 (Auszug)
  18. Tag- und Anzeigeblatt für Kempten und das Allgäu vom 20. Januar 1869, Seite 33 (Digitalisat)
  19. Kissinger Tagblatt vom 22. Januar 1869, Seite 67 (Digitalisat)
  20. Durch den Sieg in dieser kriegsentscheidenden Schlacht wurde Preußen Führungsmacht in Deutschland
  21. Fränkischer Kurier vom 15. Juli 1867(Digitalisat)
  22. Heinrich Wilhelm Josias Thiersch: Friedrich Thiersch's Leben, 1866, Seite 608 (Digitalisat)
  23. A. de Parseval: Die Genealogie der Familie de Parseval (franz.) vom 2. März 2009 (online)
  24. Johann Friedrich von Cotta (Hrsg.): Allgemeine Zeitung München vom 7. September 1864, Seite 4082 (Digitalisat)
  25. Regierungsblatt für das Königreich Bayern Nr. 5 vom 31. Januar 1867 (Digitalisat)
  26. Kurier für Niederbayern Nr. 253 vom 15. September 1868 (Digitalisat)