Karl Friedrich Heinrich Haack

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Karl Haack (1755–1819)

Karl Friedrich Heinrich Haack (auch Charles Haacke, * 18. Februar 1755[1] in Potsdam; † 28. September 1819, ebenda) war ein deutscher Violinist, Komponist und königlicher Konzertmeister der preußischen Hofkapelle.

Eltern waren Christian Fridrich Hacke und Johanne Eleonora Junge.[2] Der Vater, gebürtig aus Berlin, diente als Hautboist im Preußischen Regiment zu Fuß Kronprinz Nr. 6, war anschließend Stadtmusiker in Berlin und seit 1768 Bürger von Potsdam, wo er in seinem Haus Ebräerstrasse 3 die Gastwirtschaft Weiße Taube führte.[3]

Der jüngere Bruder Friedrich Wilhelm Haack (1765–1825) war Organist und Musikdirektor in Stettin.[4]

Haack war Schüler von Franz Benda und seinerseits Lehrer von bekannten Violinisten und späteren Konzert- und Kapellmeistern: Carl Moeser, Karl August Seidler und Ludwig Maurer.[5]

Haack gehörte schon in jungen Jahren dem Kammermusik-Ensemble des Kronprinzen von Preußen und späteren Königs Friedrich Wilhelm II. an. Bei einem Aufenthalt in Paris entstanden die Sonaten opus 5 und 6. 1782 wurde Haack zum Konzertmeister der kronprinzlichen Kapelle ernannt. Bei der Vereinigung der kronprinzlichen und der königlichen Kapelle nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II im Jahr 1786 wurde Haack Erster Violinist und 1796 Konzertmeister der Hofkapelle. Pensioniert wurde Haack 1811 anlässlich der erneuten Umorganisation von Hofkapelle, Opernkapelle und Kapelle des Nationaltheaters. Nachfolger als Erster Violinist und Konzertmeister wurde sein Schüler Karl Möser, auch sein Schüler Carl August Seidler wurde 1816 als Konzertmeister eingestellt.

Haack hatte seine primären Aufgaben im Kammerorchester und im königlichen privaten Streichquartett, in dem sich Friedrich Wilhelm auch noch als König am Violoncello beteiligt haben soll. Daneben trat Haack als Dirigent und Solist in zahlreichen Konzerten auf. Als sich allmählich ein städtisches Konzertleben in Berlin entwickelte, spielte Haack u. a. 1783 und 1784 in den nach französischem Vorbild eingerichteten Concerts spirituel sowie als Solist in anderen öffentlichen Konzerten, wobei er auch seine eigenen Violinkonzerte aufführte. Zusammen mit den Kapellmeistern Johann Friedrich Reichardt und Vincenzo Righini verfasste Haack im Namen der ganzen Kapelle im Jahr 1800 das erfolgreiche Gesuch an den König, die Veranstaltung von öffentlichen Wohltätigkeits-Konzerten zugunsten des Witwen- und Waisenfonds der königlichen Kapelle zu gestatten.[6] Der Nachruf 1819 lautete: „Am 28sten starb in seiner Geburtsstadt Potsdam der pensionierte Königl. Concertmeister Carl Haak im 65sten Jahr seines Lebens. Er war ein vortrefflicher Geiger und ein fertiger Klavierspieler, und hat für beide Instrumente treffliche Sachen geschrieben, die auch zum Theil gedruckt sind.“[7]

Mit seiner Ehefrau Friederica Henrietta Hansmann (1753–1823), Tochter des königlichen Inspektors Friedrich Hansmann, hatte Haack fünf Kinder.

Der Musikalische Almanach für Deutschland auf das Jahr 1781/1782[8] zählt vorzügliche Künstler auf verschiedenen musikalischen Instrumenten auf: „Hacke (Carl) Kammermusikus beym Prinzen von Preussen; geb. in Potsdam – Er spielt mit viel Geschmack und Fertigkeit.“ „Nach dem Urtheile mehrerer dasiger Kenner ist er ein ganz vortrefflicher Geiger, dessen Intonation ganz rein ist, der sein Adagio einzig spielt, und dessen Vortrag überhaupt von Wahrheit und Ausdruck beseelt ist. Da er überdies noch unter die fertigen Klavierspieler gehört, ist im alten Lexicon unangezeigt geblieben. Auch hat er sich für beyde Instrumente als gründlicher Komponist gezeigt. Besonders rühmt man sein Violinkonzert aus D moll wegen des reinen Satzes, des guten Plans und der Charakteristik, nach denen es gearbeitet ist.“[9] In einer Konzert-Rezension heißt es 1792 über die beteiligten Musiker: „Der vornehmste darunter war wohl unstreitig der große und berühmte Violinist aus der Königlichen Kapelle, Hr. Haake, der in Absicht des großen und reinen Tons, des rührenden, so wie des lebhaften, feurigen Ausdrucks, und besonders in dem sanften Schmelz der Töne, die er wie ein feines Gespinst, dem Ohre kaum noch hörbar, verschwinden lassen kann; um sie desto kräftiger wieder anzuschwellen – gewiß seines Gleichen sucht.“[10] „Violintechnisch soll er weniger durch virtuose Brillanz als vielmehr durch ungewöhnlich ausdrucksvolles Spiel vor allem in langsamen Sätzen hervorgetreten sein.“[11]

Haack gilt neben den Brüdern und Söhnen Franz Bendas als Hauptvertreter der „norddeutschen“ Schule[12][13] Franz Bendas, die sich durch ein expressives Adagio-Spiel auszeichnete.[14]

E. T. A. Hoffmann hat Haack als Violinlehrer und Konzertmeister in einer beziehungsreichen und phantasievollen Kurzgeschichte „Der Baron von B.[15] gewürdigt, wobei die Personen Haack und Möser zu verschmelzen scheinen.

  • 6 Violinkonzerte, von denen 5 vollständig erhalten sind: opus 1 G-Dur, opus 2 D-Dur, opus 3 A-Dur, opus 4 F-Dur, opus 6 A-Dur;
  • 3 Sonaten für Clavecin/Pianoforte und Violine bzw. Flöte (Triosonaten) opus 5 (erhalten ist Sonata 1);
  • 3 Sonaten für Clavecin/Pianoforte und Violine bzw. Flöte (Triosonaten) opus 6;

gedruckt von Johann Julius Hummel in Berlin/Amsterdam,[16] als Partituren neu geschrieben und archiviert.[17]

  • Heinz Becker, SL: Haack (Familie). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 8 (Gribenski – Hilverding). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2002, ISBN 3-7618-1118-7 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • Friedrich Frick: Kleines Biographisches Lexikon der Violinisten: Vom Anfang des Violinspiels bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Books on Demand, 2009, ISBN 978-3-8370-3907-8, S. 187.
  • Ernst Ludwig Gerber: Neues Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (1812–1814). Hrsg. Othmar Wessely. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1966, S. 453.
  • Christoph Henzel: Quellentexte zur Berliner Musikgeschichte im 18. Jahrhundert. Noetzel, Wilhelmshaven 1999, ISBN 3-7959-0761-6.
  • Johann Friedrich Reichardt (Hrsg.): Musikalischer Almanach. Unger, Berlin 1796.
  • Hans Michel Schletterer: Joh. Friedrich Reichardt. Sein Leben und seine musikalische Thätigkeit. Schlosser, Augsburg 1865.
  • Chapell White: From Vivaldi to Viotti: A history of the early classical Violin concerto. Gordon and Breach, Philadelphia 1992, ISBN 2-88124-495-5.

Einzelnachweise

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  1. Gottlob Carl Friderich Haacke. Taufbuch Infanterie-Regiment Nr. 6, 1755/18.2. GStA PK, VII HA, MKB MF 1199. Der Musikalische Almanach 1796 (hrsg. von Johann Friedrich Reichardt), Gerber 1812 u. a. Musiklexika sowie RISM nennen fälschlich 1751 oder 1757 als Geburtsjahre.
  2. Heirat 31. Juli 1754 Taufbuch Infanterie-Regiment Nr. 6, 1754/21, GStA PK, VII HA, MKB MF 1200 (Nr. 21), den 31. Juli.
  3. Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten, und der umliegenden Gegend. 3. Auflage. Berlin, 1786, Band 3, S. 1305.
  4. Werner Schwarz Pommersche Musikgeschichte. Band 2: Lebensbilder von Musikern in und aus Pommern. Forschungen zur Pommerschen Geschichte, Reihe V, Band 28. Böhlau, Köln 1994, ISBN 3-412-04382-6, S. 108–111.
  5. Friedrich Frick: Kleines Biographisches Lexikon der Violinisten. Vom Anfang des Violinspiels bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. BoD – Books on Demand, 2009, ISBN 978-3-8370-3907-8.
  6. Hans Michel Schletterer: Joh. Friedrich Reichardt. Sein Leben und seine musikalische Thätigkeit. Schlosser, Augsburg 1865.
  7. Allgemeine Musikalische Zeitung. 1819, October, Nr. 42, S. 716.
  8. Johann Nikolaus Forkel: Musikalischer Almanach für Deutschland auf das Jahr 1782, Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1781. Weihert, Darmstadt 1981, S. 97.
  9. Ernst Ludwig Gerber: Neues Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (1812–1814). (herausg. von Othmar Wessely). Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1966, S. 453.
  10. Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, Johann Friedrich Reichardt: Studien für Tonkünstler und Musikfreunde. Eine historisch-kritische Zeitschrift für das Jahr 1792 in 2 Teilen. Olms, Hildesheim 1991, S. 173.
  11. Friedrich Frick: Kleines Biographisches Lexikon der Violinisten. Vom Anfang des Violinspiels bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. S. 187.
  12. Haack, Karl. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: A–K. Schott, Mainz 1959, S. 706 (Textarchiv – Internet Archive).
  13. Chapell White: From Vivaldi to Viotti: A history of the early classical Violin concerts. Gordon and Breach, Philadelphia 1992, ISBN 2-88124-495-5.
  14. Zur „echten Bendaschen Spielweise“ siehe Johann Friedrich Reichardt (1774) in seinen Briefen eines aufmerksamen Reisenden Musik betreffend (Henzel, 1999, S. 56–57, S. 277–278). Christoph Henzel: Quellentexte zur Berliner Musikgeschichte im 18. Jahrhundert. Noetzel, Wilhelmshaven 1999, ISBN 3-7959-0761-6.
  15. Poetische Werke in sechs Bänden. Band 4: Erzählungen, Märchen und Schriften. Die Serapionsbrüder. De Gruyter, Berlin 1963 zeno.org
  16. Erhaltenes Œuvre aufgrund der Hummel-Kataloge von 1762 bis 1814 (J. J. & B. Hummel music-publishing and thematic catalogues (by Cari Johansson). Stockholm: Almqvist & Wiksell), Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG) und Répertoire International des Sources Musicales (RISM). Die Zuordnung einzelner Werke zu Karl bzw. Friedrich Wilhelm Haack, ebenfalls Schüler von Franz Benda, ist nicht in allen Musiklexika zuverlässig dargestellt.
  17. Noten und Audiodateien von Karl Friedrich Heinrich Haack im International Music Score Library Project