Karl Nendel

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Karl Nendel (1.v.r) bei Übergabe der ersten in der DDR hergestellten 1-Megabit-Speicherschaltkreise (U61000) an das ZK der SED (12. September 1988)

Karl Nendel (* 20. April 1933 in Falkenau; † 5. Februar 2019 in Frankfurt (Oder)) war ein deutscher Wirtschaftsfunktionär. Er war langjähriger Staatssekretär im Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik der DDR.

Der Sohn eines Schlossers erlernte nach dem Besuch der Volksschule von 1947 bis 1950 im Kombinat Espenhain den Beruf des Elektrikers. 1948 trat er in die FDJ ein. Ein Studium an der Bergingenieur-Schule Zwickau von 1952 bis 1955 schloss er als Elektro-Ingenieur ab. 1954 wurde er Mitglied der SED. Er arbeitete zunächst als Ingenieur im Braunkohlenkombinat 'Erich Weinert' Deuben und von 1956 bis 1961 als Bauleiter im VEB Kohlenanlagen Leipzig. Im Jahr 1961 nahm er eine Tätigkeit als Mitarbeiter in der Abteilung Kohle der Staatlichen Plankommission der DDR auf.[1] Von 1963 bis 1965 war er Leiter der Abteilung Elektronische Industrie im Volkswirtschaftsrat der DDR.[2] Nach der Auflösung des Volkswirtschaftsrates und der Bildung des Ministeriums für Elektrotechnik und Elektronik im Dezember 1965 wurde er Stellvertreter des Ministers und war dann von Juli 1967 bis November 1989 Staatssekretär in dem Ministerium. Er wurde von der Regierung Modrow von seiner Funktion entbunden.[3] Von März 1976 bis November 1989 war er auch Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin.[4]

Er stand den staatlichen Leitungsgruppen „CAD/CAM“ sowie „Datennetz“ vor und fungierte darüber hinaus ab 1985 als Regierungsbeauftragter für die Mikroelektronik. So gewann er auch Einfluss auf die Computerschmiede der DDR, den VEB Kombinat Robotron. Unter anderem war er für den Transfer von Rechentechnik und Fertigungsanlagen der Mikroelektronik aus den westlichen Industrieländern verantwortlich. Dies war nur durch Umgehung des COCOM-Embargos möglich. Karl Nendel oblag zusammen mit Schalck-Golodkowski die „zentrale staatliche Führung der Realisierung der Embargoimporte“; sowohl für die Volkswirtschaft als auch für die Nationale Volksarmee, ebenso für das MfS und dessen Spionageapparat, die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA).[5]

Die ihn kennzeichnende Härte und Unnachgiebigkeit bei der Durchsetzung von Aufgaben brachten ihm den Spitznamen „Revolver-Karl“ ein, die Durchsetzung der Parteilinie stand über sachlich-rationalen Argumenten: „… Sie als Nicht-Genosse haben die Aufgaben von Partei und Regierung nicht richtig verstanden …“[6].

Nach der politischen Wende war Nendel bis 2003 in leitender Position für ein mittelständisches Unternehmen der Elektronikbranche tätig – ein ehemaliges Robotron-Werk in Hartmannsdorf nahe Chemnitz, heute als ELCON Systemtechnik GmbH firmierend. 1998 wurde Nendel wegen seiner Beteiligung am Embargohandel zu einer Geldstrafe verurteilt.[7] In den frühen 2000er-Jahren zog er sich sukzessive in den Ruhestand zurück. Karl Nendel wohnte in Müncheberg[8] und starb am 5. Februar 2019 in Frankfurt (Oder).[9]

Einzelnachweise

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  1. Bundesarchiv DC 20-I/3/607, Kurzbiografie im Protokoll der 1. Sitzung des Ministerrates der DDR vom 13. Juli 1967.
  2. Neues Deutschland vom 23. September 1965
  3. Bundesarchiv DC 20-I/3/2884, Protokoll der 7. Sitzung des Ministerrates der DDR vom 21. Dezember 1989.
  4. Berliner Zeitung vom 29. März 1976
  5. Affären: Höchste Sperrstufe. In: Der Spiegel 13. Mai 1991.
  6. PDF, Sitzungsprotokoll zur Entwicklung der DDR-Spielkonsole BSS01
  7. Andreas Förster: Leybold-Manager lieferten Know-how in die DDR: Firmenunterlagen privat an die Stasi verkauft. In: Berliner Zeitung. 20. Mai 1998, abgerufen am 8. Juni 2015.
  8. Gratulation zum 82. Geburtstag in „Müncheberger Nachrichten“ Nr. 2 vom 23. März 2015 (abgerufen am 31. März 2017).
  9. Karl Nendel gestorben: Ein Leben für die Mikroelektronik Märkische Oderzeitung, abgerufen am 27. Februar 2019