Rudolf Thiel (Schriftsteller)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ferdinand „Rudolf“ Thiel (* 23. Juli 1899 in Kaiserslautern; † 28. September 1981 in Aschaffenburg)[1] war ein deutscher Schriftsteller.

Jugend und Kriegszeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Thiel, jüngster Sohn des Hütteningenieurs Otto Thiel, verlebte seine Jugend in Landstuhl und schloss die Schulzeit am humanistischen Gymnasium in Kaiserslautern, dem heutigen Albert-Schweitzer-Gymnasium, als 18-Jähriger am 1. September 1917 mit einem Notabitur ab, um am selben Tag als Pionier in den Ersten Weltkrieg zu ziehen. Mit Ende des Krieges wurde er im Rang eines Vizefeldwebels vom Militärdienst entlassen.

Er kehrte nach Landstuhl zurück und gab vom Januar 1919 an seiner ehemaligen Schule, der Lateinschule in Landstuhl, dem heutigen Sickingen-Gymnasium, Vertretungsunterricht in Mathematik. Zum Sommersemester des gleichen Jahres schrieb er sich für das Studium der neuen Philologie an der Universität Bonn ein.[2]

Im folgenden Wintersemester wechselte er an die Universität München, wo er das Fach Biologie studierte. Nach diesem zweisemestrigen Intermezzo in München kehrte er zum Wintersemester 1921 zurück nach Bonn und legte am 12. Mai 1923 die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen (I. Staatsprüfung) in den Fächern Physik und Biologie, sowie Mathematik mit Auszeichnung ab.

Berufstätigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lehrertätigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für eine kurze Zeit (25. Juni bis 30. Oktober 1923) fand Rudolf Thiel an der privaten „Kalkuhlschen Oberrealschule“, dem heutigen Ernst-Kalkuhl-Gymnasium, in Bonn-Oberkassel eine erste Anstellung als Lehrer.

Bereits im November des gleichen Jahres wechselte er als Studienrat an die „Höhere Weibliche Bildungsanstalt“, die frühere „Städtische Höhere Töchterschule“, in Kaiserslautern, dem heutigen BurgGymnasium. Einem Versetzungsgesuch wurde stattgegeben und er konnte mit Beginn des Oktobers 1926 eine Anstellung an dem Mädchengymnasium Sophie-Charlotte-Oberschule im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf in Berlin antreten. Ab dem 1. April 1927 wurde er dort fest angestellt,[3] widmete sich aber in der Folge zunehmend der Schriftstellerei.

1928 erschien sein „Biologiebuch für den Arbeitsunterricht der Untersekunda (Obersekunda d. Gymnasien)“. Ab 1930 erschien sein Roman „Männer gegen Tod und Teufel“. Weiterhin trat Rudolf Thiel mit konfessionellen Schriften hervor, insbesondere mit der zweibändigen Ausgabe über das Leben Martin Luthers.

1936 beantragte der damalige Reichskirchenminister Hanns Kerrl, der von Thiels Schriften besonders angetan war, dessen Freistellung vom Lehramt.[4] Im Oktober 1936 veröffentlichte er anlässlich des 150. Geburtstags Friedrichs des Großen in der Zeitschrift Das Innere Reich eine Charakterstudie des Monarchen,[5] in der er diesen als „fragwürdigste Gestalt unserer Geschichte“ bezeichnete. Die SS-Zeitschrift Das schwarze Korps reagierte mit verkürzten Zitaten und bezeichnete Thiels Artikel unter dem Titel „Und das nennt sich Inneres Reich“ als „groteske Unverschämtheit“.[6] Joseph Goebbels notierte am 13. Oktober 1936 dazu in sein Tagebuch:

„Gestern: gelesen, gearbeitet. Zwei Zeitschriften „Inneres Reich“ und „Querschnitt“ wegen dreister Unverschämtheiten verboten. Das hat wohlgetan. Die waren wieder frech wie Dreck.[7]

Ab 1. September 1941 wurde Thiel in den Ruhestand versetzt und widmete sich fortan gänzlich der Schriftstellerei.

Originalausgaben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Biologiebuch für den Arbeitsunterricht der Untersekunda (Obersekunda d. Gymnasien). Monographie, 1928.
  • Männer gegen Tod und Teufel. 1930.
  • Die Generation ohne Männer. 1932.
  • Luther: Von 1483 bis 1522. 1933.
  • Luther: Von 1522 bis 1546. 1935.
  • Martin Luthers großer Krieg ums Abendmahl. 1935.
  • Jesus Christus und die Wissenschaft. Mit einem Nachwort von Rechtsminister Hanns Kerrl; Berlin, Paul Neff Verlag, 1938.
  • Drei Markus-Evangelien. 1938.
  • Preußische Soldaten. 1940.
  • Ruhm und Leiden der Erfinder. 1942.
  • Die dritte Weltmacht: Bundesstaat Europa in 4 Wochen. 1953.
  • Und es ward Licht: Roman der Weltallforschung. Rowohlt Verlag, Hamburg, 1956.[8]
  • Das Herz gewogen: Große Soldaten von Derfflinger bis Schlieffen. Bonn 1957.
  • Das kleine Planetarium. 1957.
  • Der Roman der Erde. 1959.
  • Der Himmel voller Geigen: Das Leben der großen Symphoniker. 1963
  • Bildhauer Walter Fischer, Bühl – hochstilisierte Allround-Plastik. ca. 1980.
  • Rudolf Thiel in: Internationales Biographisches Archiv 39/1983 vom 19. September 1983, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar).
  • Sabine Maas: Der Schriftsteller Rudolf Thiel 1899–1981; Geschichten machen Geschichte. Katalog zur Wanderausstellung. Stadt Sankt Augustin, Sankt Augustin 2000.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Presseartikel über die Eröffnung der Wanderausstellung „Der Schriftsteller Rudolf Thiel“ am 14. Februar 2000 in Sankt Augustin (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive), erschienen am 18. Februar 2000 im Rundblick Sankt Augustin.
  2. Amtliches Personal-Verzeichnis der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, Sommersemester 1919, S. 170.
  3. Personalkarte und -bögen der Lehrer höherer Schulen Preußens.
  4. Literaturpolitik im Dritten Reich, Jan-Pieter Barbian, S. 167.
  5. Paul Alverdes, Karl Benno von Mechow (Hrsg.): „Das Innere Reich“. Zeitschrift für Dichtung, Kunst und deutsches Leben. Albert Langen / Georg Müller, Ausgabe August 1936. Rudolf Thiel: Friedrich der Große. Charakterstudien zu einer Biographie (S. 543–573).
  6. Frank-Lothar Kroll, Rüdiger von Voss: Schriftsteller und Widerstand. Wallstein Verlag, 2012, ISBN 978-3-8353-2230-1, S. 113.
  7. Joseph Goebbels: Tagebücher. Teil I - Aufzeichnungen 1923–1941. (Hg. von Elke Fröhlich, bearbeitet von Jana Richter). Bd. 3/II, März 1936 bis Februar 1937. K. G. Saur Verlag, München 2001, ISBN 3-598-23729-4, S. 211.
  8. Kurzmitteilung des 1956 erschienenen Buchs Und es ward Licht: Roman der Weltallforschung in DER SPIEGEL (Ausgabe 46/1956)