Portulak

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Portulak

Portulak (Portulaca oleracea), Illustration

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Portulakgewächse (Portulacaceae)
Gattung: Portulak (Portulaca)
Art: Portulak
Wissenschaftlicher Name
Portulaca oleracea
L.
Portulaca oleraceaHabitat auf Sandboden
Portulaca oleracea – Habitat auf Pflaster
Portulak (Portulaca oleracea), blühend

Der Portulak (Portulaca oleracea), auch Gemüse-Portulak oder Sommerportulak[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Portulak (Portulaca). Sie ist in den gemäßigten Zonen weltweit verbreitet und wird gelegentlich als Gemüse oder Gewürz verwendet.

Der Portulak ist eine einjährige, krautige, sukkulente Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimetern, bei kultivierten Formen auch bis 40 Zentimetern erreicht. Sie verzweigt von der Basis und darüber mit niederliegenden und aufstrebenden Stängeln. Die Stängel haben einen Durchmesser von etwa 5 mm, sie sind grün und können, wie die Laubblätter, bei sonnigem Stand purpurfarben überhaucht sein. Die sonst frischgrünen, sukkulenten Laubblätter sind 1 bis 3 Zentimeter lang, bis 1,5 Zentimeter breit und stumpf spatelförmig. Sie stehen wechselständig bis fast gegenständig an den Zweigen. Die Nebenblätter sind als winzige Haare in den Blattachseln kaum erkennbar.

Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Die kopfig gestauchten Blütenstände, die über einer Gruppe von meist vier Blättern erscheinen, tragen ein bis fünf (selten bis 30) Blüten. Die grünen, kelchblattartigen Hochblätter sind breit eiförmig, haben einen Durchmesser von 8 mm und sind stark gekielt. Die meist fünf (selten vier) gelben Kronblätter sind verkehrt-eiförmig. Um den kugeligen Fruchtknoten mit vier bis fünf Narben stehen sieben bis zehn (manchmal bis 15) Staubblätter.

Die etwa 3 × 4 mm große Frucht ist eiförmig. Die schwarzen, rundlichen und häufig winzig gewarzten Samen sind 0,5 bis 1 mm groß.

In Kultur sind auch aufrechter wachsende Pflanzen bekannt, die in allen Teilen größer werden. Portulaca oleracea kommt in drei Ploidiestufen (2n = 18, 36, 54) vor. Sie ist in allen äußeren Merkmalen äußerst variabel und bildet an verschiedenen Standorten unterschiedliche Formen aus.

Die gelben Blüten bestäuben sich meist selbst, gelegentlich werden sie von Fliegen und Ameisen besucht. Die Blüten sind nur vormittags geöffnet; ihre Staubfäden sind reizbar.

Die Früchte sind vielsamige Deckelkapseln. Der Samenansatz ist beträchtlich; eine Pflanze kann bis zu 193.000 Samen entwickeln. Die Samen keimen optimal erst bei einer Temperatur oberhalb 25 °C, sie sind Lichtkeimer, schon eine Bodenbedeckung von 5 mm schadet der Keimung.

Portulak-Arten sind das einzig bekannte Beispiel für Pflanzen, die je nach Umweltbedingungen zwischen einer C4-Photosynthese und einer CAM-Photosynthese umschalten können.[2][3]

Der würzige Geschmack der Pflanze geht auf Omega-3-Heptalinolsäure zurück.

Die Erstveröffentlichung von Portulaca oleracea erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum.[4] Aufgrund der großen Variabilität wurde eine große Anzahl von Kleinsippen als Arten, Unterarten und Varietäten beschrieben, die jedoch nach Meinung anderer Veröffentlichungen alle in das Variationsspektrum der Portulaca oleracea fallen. Die in der Literatur häufiger zu findenden Synonyme Portulaca oleracea subsp. sativa, Portulaca sativa und Portulaca oleracea var. sativa beziehen sich auf eine in Kultur befindliche, etwas robustere Form mit größeren Samen, die nicht von der Art zu trennen ist.

Der im Anbau so genannte Winterportulak (Claytonia perfoliata) stammt aus der Familie der Quellkrautgewächse und ist nicht näher verwandt.

Die Ursprungsregion des Portulak (von gleichbedeutend lateinisch portulaca[5]) ist nicht mehr nachweisbar. Seine ursprüngliche Heimat ist wohl Südost- und Südeuropa. Er ist weltweit in den warmgemäßigten Zonen verbreitet. Die schnelle Vermehrung der Pflanzen (Sämlinge können innerhalb von sechs Wochen aufwachsen, blühen und wieder Samen ausstreuen), die Langlebigkeit der Samen (nach 14 Jahren keimen noch 50 %), sowie deren Schwimmfähigkeit und Meerwasserbeständigkeit tragen zur weiten Verbreitung bei. Der Portulak galt 1993 weltweit als die achthäufigste Pflanzenart und zählte zudem zu den zehn schädlichsten „Unkräutern“.[6]

In Mitteleuropa gedeiht er in wärmeren, tieferen Lagen. Im Norden Deutschlands kommt er nur selten vor. Portulak besiedelt nährstoffreiche, lockere Sand- und Lehmböden, die im Sommer auch trocken sein können. Er ist als Pionierpflanze in Gärten, auf Äckern, an Wegen und in Pflasterritzen zu finden.[7] In Mitteleuropa wächst er vorzugsweise in Gesellschaften des Verbands Polygonion avicularis, aber auch in denen der Ordnungen Sisymbrietalia oder Polygono-Chenopodietalia.[7]

Als Wildpflanze ist Portulaca oleracea in Mitteleuropa ein Archäophyt. Der Portulak benötigt in Mitteleuropa zumindest mäßig stickstoffhaltigen, lockeren, humushaltigen Sand- oder Lehmboden in Gegenden, in denen die Sommer überdurchschnittlich warm und trocken sind. In Mitteleuropa kommt er in Unkrautgesellschaften, in Gärten und Weinbergen vor, er geht aber auch an Wege, ja in Pflasterritzen. Als Wildpflanze ist er überall selten und kaum bestandsbildend.

Verwendung und Inhaltsstoffe

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Portulaca oleracea im Topf

Die Ernte kann schon 4 Wochen nach der Aussaat erfolgen. Der Portulak wird seit mehreren tausend Jahren zur Ernährung genutzt, ist aber, wie viele Wildgemüse, in Deutschland in Vergessenheit geraten. Als Heilpflanze taucht der Portulak bereits in einer alten babylonischen Schrift aus dem achten vorchristlichen Jahrhundert auf, die die Pflanzen des Heilkräutergartens des Königs Marduk-Apla-Iddina II., (des biblischen Merodach-Baladan) aufzählt. Tabernaemontanus empfiehlt 1588 in seinem New Kreuterbuch Portulak gegen den „Sod im Magen“ und hält auch fest, dass der „Saft im Mund gehalten machet die wackelhafftige Zähne wiederum fest stehen“. In einigen alten Kräuterbüchern (lt. Avril Rodway) steht geschrieben: „eine angenehme Salatpflanze und so gesundheitsfördernd, daß man nur bedauern kann, daß sie nicht häufiger verwendet wird.“

Junge Blätter schmecken leicht säuerlich, salzig und nussartig, ältere Blätter werden dagegen bitter. Die Blütenknospen können ähnlich wie Kapern genutzt werden.[8]

Portulak in einem Griechischen Bauernsalat

Die Pflanzen enthalten größere Mengen von Vitamin C und Omega-3-Fettsäuren[9] sowie kleinere Mengen der Vitamine A, B und E, der Mineralstoffe und Spurenelemente Magnesium, Calcium, Kalium und Eisen, Zink sowie Alkaloide, Flavonoide, Cumarine, Saponine, Glutaminsäure, Oxalsäure, das Sterin β-Sitosterol und Schleimstoffe. Zur Erhaltung der Inhaltsstoffe, insbesondere der Vitamine, werden junge Zweige und abgepflückte Blätter am besten frisch geerntet und klein geschnitten in Salaten und Quarkzubereitungen verwendet. Sollen die Blätter gegart verwendet werden, reicht es, sie kurz zu blanchieren oder in Öl zu dünsten.

  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 204.
  • Dequan Lu, Michael G. Gilbert: Portulaca oleracea. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2003, ISBN 1-930723-27-X, S. 443 (englisch, online, abgerufen am 20. Dezember 2009).
  • James F. Matthews: Portulaca oleracea. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-517389-9, S. 499 (englisch, online, abgerufen am 20. Dezember 2009).
  • Avril Rodway: Kräuter und Gewürze. Die nützlichsten Pflanzen der Natur – Kultur und Verwendung. Tessloff, Hamburg 1980, ISBN 3-7886-9910-8.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2., ergänzte Auflage. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Bände 1–5. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Commons: Portulak (Portulaca oleracea) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Portulak – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: Wenig bekannte Gemüsearten. Sächsische Staatsregierung, Dresden 2. Aufl. 2013.
  2. Renata Callegari Ferrari, Bruna Coelho Cruz, Vinícius Daguano Gastaldi, Thalyson Storl, Elisa Callegari Ferrari, Susanna F. Boxall, James Hartwell, Luciano Freschi: Exploring C4–CAM plasticity within the Portulaca oleracea complex. In: Scientific Reports. Band 10, Nr. 1, 28. August 2020, ISSN 2045-2322, doi:10.1038/s41598-020-71012-y, PMID 32859905, PMC 7455729 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 28. Dezember 2023]).
  3. Rowan F. Sage: A portrait of the C 4 photosynthetic family on the 50th anniversary of its discovery: species number, evolutionary lineages, and Hall of Fame. In: Journal of Experimental Botany. Band 68, Nr. 2, Januar 2017, ISSN 0022-0957, S. 4039–4056, doi:10.1093/jxb/erx005 (oup.com [abgerufen am 28. Dezember 2023]).
  4. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 445, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D445%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  5. Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 152.
  6. J. F. Matthews, D. W. Ketron, S. F. Zane: The biology and taxonomy of the Portulaca oleracea L. (Portulacaceae) complex in North America. In: Rhodora. Band 95, Nr. 882, 1993, S. 166–183, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fbiodiversitylibrary.org%2Fpage%2F33106466~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  7. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7, S. 356.
  8. Steffen Guido Fleischhauer: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen. 3. Auflage. AT Verlag, Aarau/München 2005, ISBN 3-85502-889-3, S. 260.
  9. Lixia Liu, Peter Howe, Ye-Fang Zhou, Zhi-Qiang Xu, Charles Hocart, Ren Zhang: Fatty acids and β-carotene in Australian purslane (Portulaca oleracea) varieties. In: Journal of Chromatography A. Band 893, Nr. 1, 2000, S. 207–213, doi: 10.1016/S0021-9673(00)00747-0.