Theißblüte

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Theißblüte

Theißblüte (Palingenia longicauda)

Systematik
Unterstamm: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Eintagsfliegen (Ephemeroptera)
Familie: Palingeniidae
Gattung: Palingenia
Art: Theißblüte
Wissenschaftlicher Name
Palingenia longicauda
(Olivier, 1791)
Massenschwärmen
Nymphe

Die Theißblüte (Palingenia longicauda, Syn. Ephemera longicauda) ist eine Insekten-Art aus der Ordnung der Eintagsfliegen (Ephemeroptera) und im östlichen Mitteleuropa beheimatet.

Merkmale der Imago[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Körperlänge beträgt 25–38 mm.[1] Inklusive der Cerci kann sie eine Länge von 12 Zentimetern erreichen, dazu eine Flügelspannweite von 60–70 mm. Damit handelt es sich um die größte Eintagsfliegenart Europas.[1]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palingenia longicauda kommt aktuell nur noch an der Theiß und deren Nebenflüssen in Ost-Ungarn und Rumänien vor, außerdem an der Donaumündung.[2] Zumindest historische, möglicherweise auch aktuelle Vorkommen befinden sich an der Raab in West-Ungarn, in Nordostrumänien, in der Ukraine, Österreich und Deutschland.[3]

Ursprünglich war die Art im Sommer in allen größeren deutschen Flüssen (z. B. Oder, Donau, Lippe) massenhaft zu finden, mittlerweile gilt sie hier als ausgestorben. Es gibt Wiederansiedlungsprojekte an der Lippe[1][4] und Oder.[4]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Massenschwärmen der Art, die sogenannte Theißblüte, bei der Hunderttausende der Tiere in der Abenddämmerung fliegen, ist namensgebend für die Art.

Die Larve von Palingenia longicauda benötigt langsam fließende Gewässer mit tonig-schluffigem Untergrund. Die Larven graben U-förmige, bis 25 Zentimeter lange Gänge in den Gewässerboden und leben von organischen Bestandteilen der Sedimente und Detritus. Sie machen eine dreijährige Entwicklung mit etwa 20 Häutungen durch.

Die Theißblüte und ihre Verwandten aus der Familie Palingeniidae paaren sich auf der Wasseroberfläche. Nach der Paarung fliegt das Weibchen zur Eiablage ein Stück flussaufwärts, um dadurch die Strecke auszugleichen, die die Eier bis zum Absinken auf den Gewässergrund stromabwärts verdriftet werden. Auch die Abdrift mancher Larven wird so ausgeglichen. Dieses Verhalten wird als Kompensationsflug bezeichnet.

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands gilt die Art als ausgestorben oder verschollen (RL 0). Der letzte deutsche Nachweis gelang 1862.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Bernhard Klausnitzer (Hrsg.): Stresemann – Exkursionsfauna von Deutschland. Band 1: Wirbellose (ohne Insekten) 9. überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2018, ISBN 978-3-662-55353-4.
  2. Palingena longicauda'Beobachtungen mit Forschungsqualität auf iNaturalist, abgerufen am 31. Mai 2024.
  3. Palingenia longicauda (Olivier, 1791) in GBIF Secretariat (2023). GBIF Backbone Taxonomy. Checklist dataset doi:10.15468/39omei, abgerufen via GBIF.org am 31. Mai 2024.
  4. a b c Palingenia longicauda im Rote Liste Zentrum, abgerufen am 31. Mai 2024.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arnold H. Staniczek: Eintagsfliegen - Manna der Flüsse. Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie C – Wissen für alle, Heft 53, 2003.
  • Beate Wolf, Rolf Angersbach, Kristof Málnás, Attila Orosz & Thomas Gregor: Die Theißblüte – ein ungewöhnliches Naturerlebnis. Natur und Museum, 140 (3/4), 2010.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Theißblüte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien