Vladimír Zoul

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vladimír Karl Zoul, auch Wladimir Zoul, (geboren 4. November 1914 in Wien; gestorben 17. Mai 1943 ebenda) war ein österreichischer Schneidergehilfe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus der tschechischsprachigen Minderheit. Er wurde vom NS-Regime zum Tode verurteilt und im Wiener Landesgericht geköpft.

Zoul war Schneidergehilfe und im kommunistischen Widerstand tätig. Er soll gemeinsam mit Franz Tesarik, ebenfalls Schneidergehilfe, Aufklärungsmaterial gegen das NS-Regime verteilt haben und traf dabei auch die Funktionärin Hedwig Urach.[1]

Er wurde von der Gestapo Wien verhaftet und verhört. Am 16. Dezember 1942 wurde Vladimír Zoul vom Volksgerichtshof gemeinsam mit vier Mitangeklagten, dem Goldschmiedegehilfen Friedrich Nesvadba, den Schneidergehilfen Alfons Peschke und Franz Tesarik sowie der Schneiderin Hedwig Urach, wegen „der im Kriege begangenen Vorbereitung zum kommunistischen Hochverrat“ zum Tode durch das Fallbeil verurteilt.[2] Im Wiener Landesgericht verbrachte er fast ein halbes Jahr in der Todeszelle.[3]

„Sämtliche Angeklagte haben sich in schwerster Notzeit des deutschen Volkes lange und umfangreich im Sinne einer kommunistischen Zersetzung der Bevölkerung betätigt und haben als Funktionäre am Wiederaufbau der KPÖ vor allem im Wiener 17. Gemeindebezirk mitgearbeitet, und zwar Peschke als Leiter, Nesvadba als sein Vertreter und Nachfolger, die Urach durch Unterhaltung der Verbindung zur Stadtleitung, Zoul und Tesarik als Kassier und Schriftenverteiler. Ihre hochverräterische Arbeit hat erst im Jahre 1941 ihr Ende gefunden. Damit reicht sie erheblich in die Zeit des gegenwärtigen Krieges hinein und erscheint aus diesem Grunde besonders gefährlich und verwerflich. Das deutsche Volk ist zu seinem Schicksalskampf angetreten. Der Ausgang dieses Krieges wird entscheidend dafür sein, ob es in Zukunft noch eine deutsche Volksgemeinschaft, ja überhaupt noch eine deutsche Kultur geben wird. Jeder, der den Versuch macht, die Geschlossenheit des deutschen Volkes zu untergraben, ist ein Verräter am deutschen Volk und muss als solcher behandelt werden. Deshalb verlangt auch das gesunde Volksempfinden, dass gegen die Angeklagten die schwerste Strafe verhängt wird, die das Gesetz zulässt. Nicht der Schaden, den der Einzelne angerichtet hat, ist entscheidend, sondern der Erfolg, den er sich vorgestellt und zielbewusst erstrebt hat.“

Volksgerichtshof: Begründung der fünf Todesurteile gegen Friedrich Nesvadba, Alfons Peschke, Franz Tesarik, Hedy Urach und Vladimír Zoul, 16. Dezember 1942[4]

Rote Plakate in Wien kündeten am 17. Mai 1943 von der Hinrichtung von Franz Tesarik, Hedwig Urach und Vladimír Zoul.[5]

Sein Name findet sich auf einem Mahnmal und zwei Gedenktafeln:

  • Manfred Mugrauer: Soldat der gerechten Sache. Zum 100. Geburtstag der kommunistischen Widerstandskämpferin Hedy Urach. In: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft. 17. Jg., Nr. 3, September 2001, S. 9–21, Digitalisat (PDF; 576 kB) auf klahrgesellschaft.at.
  • Willi Weinert: „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“: ein Führer durch den Ehrenhain der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof für die hingerichteten WiderstandskämpferInnen. 3. verb. und erw. Auflage. Wiener Stern-Verlag 2011, S. 277, Vorschau auf Google Books.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. ZPA, [Geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Wien], II A 1, B. Nr. 200/41 vom 11. September 1941, Weiterverhandelt, S. 2–8; DÖW 11081, Der Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof, 7 J 95/42 vom 29. Mai 1942, Anklageschrift gegen Alfons Peschke, Friedrich Nesvadba, Hedwig Urach, Wladimir Zoul und Franz Tesarik, S. 13 und 15–18, auszugsweise ab- gedruckt in: Widerstand und Verfolgung in Wien (wie Anm. 48), Bd. 2: 1938–1945, Dok. 143, S. 177–180.
  2. Die Verhandlung fand entweder in Krems oder in Wien statt. An der Verifizierung des Verhandlungsortes wird gearbeitet.
  3. Manfred Mugrauer: Soldat der gerechten Sache. Zum 100. Geburtstag der kommunistischen Widerstandskämpferin Hedy Urach, in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, 17. Jg., Nr. 3, September 2001, S. 9–21.
  4. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/doewweb01.doew.at, Kurzbiographie des Widerstandskämpfers Friedrich Nesvadba, abgerufen am 31. Juli 2015.
  5. Matthias Keuschnigg in: Bibliotheksverein im Landesgericht für Strafsachen Wien (Hrsg.): Katalog Die Geschichte des Grauen Hauses und der österreichischen Strafgerichtsbarkeit, Wien 2012, Kapitel 5, NS-Unrechtsjustiz, S. 137.
  6. Eduard Kubů, Gudrun Exner: Tschechen und Tschechinnen, Vermögensentzug und Restitution, Oldenbourg Verlag 2004, S. 143.
  7. Nachkriegsjustiz, abgerufen am 31. Juli 2015.
  8. Antifaschistische Denkmäler und Gedenkstätten. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.), abgerufen am 29. März 2015.
  9. Nachkriegsjustiz, abgerufen am 1. August 2015.