Hitzkirchen

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Hitzkirchen
Gemeinde Kefenrod
Wappen von Hitzkirchen
Koordinaten: 50° 21′ N, 9° 15′ OKoordinaten: 50° 20′ 34″ N, 9° 15′ 12″ O
Höhe: 311 m
Fläche: 4,6 km²[1]
Einwohner: 457 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 99 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63699
Vorwahl: 06054

Hitzkirchen ist ein Ortsteil der Gemeinde Kefenrod im hessischen Wetteraukreis und war bis 1971 eine eigenständige Gemeinde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hitzinkirchin wird am 25. März 1377 erstmals in einer kirchlichen Urkunde erwähnt.[3] So wird hier von einer Kirche gesprochen, die dem heiligen Gangulf geweiht ist. Das zur Burg Bracht gehörende Dorf wurde 1380 geteilt: Der größere Teil des Ortes am orographisch rechten, westlichen Brachtufer wurde dem Gericht Büdingen-Wolferborn zugeschlagen und in den Büdinger Wald, ursprünglich ein Reichswald, eingeforstet; der kleinere Teil auf der anderen Seite des Bachs kam zur Cent Reichenbach.

Der Büdinger Wald war den Herren von Ysenburg zu Lehen gegeben. 1438 wurde das Dorf unter Diether I. von Isenburg wieder vereinigt. Als sich die Ysenburger Linien 1685 (Dritte Hauptteilung) trennten, gelangte Hitzkirchen unter die Herrschaft des Hauses Isenburg-Birstein.

Kirche mit Kirchenmauer in Hitzkirchen

(Kirchen)-geschichtliche Bedeutung hat Hitzkirchen dadurch, dass hier nur elf Jahre nach Beginn der Reformation eine Auseinandersetzung friedlich beigelegt wurde, die fast zu einem Krieg zwischen evangelischen und katholischen Kräften geführt hätte. Die Packschen Händel, angezettelt von Otto von Pack, führten zu einem Truppenaufmarsch evangelisch hessischer Truppen an der Grenze zu den katholischen Bistümern Bamberg und Würzburg. Durch Friedensgespräche im Feldlager in der Gemarkung Hitzkirchen am 11./12. Juni 1528 fand diese erste militärische konfessionelle Konfrontation ein unblutiges Ende. Der Vertrag von Hitzkirchen wurde abgeschlossen, in dem der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg gegenüber dem Landgrafen Philipp von Hessen u. a. endgültig auf die geistliche Gerichtsbarkeit über Hessen verzichtete.

Nach der Souveränität des Fürstentums Isenburg durch die Gründung des Rheinbundes 1806 kam es nach der Niederlage Napoleons 1814 und dem Wiener Kongress für ein Jahr an Österreich dann an Preußen, dieses trat es 1816 an Hessen-Darmstadt ab. Danach gehörte die Gemeinde zum Landratsamtsbezirk Büdingen (ab 1852 Kreis Büdingen) in der hessen-darmstädtischen Provinz Oberhessen, 1945 an Groß-Hessen und 1946 an Hessen.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Kefenrod, Bindsachsen, Burgbracht und Hitzkirchen zur erweiterten Gemeinde Kefenrod.[4] Zum 1. August 1972 kam kraft Landesgesetz die Gemeinde Helfersdorf hinzu.[5][6] Für alle eingegliederten Gemeinden und Kefenrod wurden Ortsbezirke errichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Hitzkirchen angehört(e):[1][8][9]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hitzkirchen 501 Einwohner. Darunter waren 6 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 216 zwischen 18 und 49, 99 zwischen 50 und 64 und 78 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 183 Haushalten. Davon waren 42 Singlehaushalte, 45 Paare ohne Kinder und 72 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 129 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]

Einwohnerentwicklung
Hitzkirchen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
388
1840
  
399
1846
  
427
1852
  
426
1858
  
434
1864
  
374
1871
  
350
1875
  
366
1885
  
326
1895
  
351
1905
  
334
1910
  
342
1925
  
367
1939
  
334
1946
  
511
1950
  
491
1956
  
439
1961
  
386
1967
  
392
1970
  
402
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2010
  
513
2011
  
501
2015
  
475
2022
  
457
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Kefenrod[14]; Zensus 2011[13]; 2022[2]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1961: 318 evangelische (= 82,38 %), 40 katholische (= 10,36 %) Einwohner[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

= Ortsbeirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Hitzkirchen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Hitzkirchen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 58,82 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste Hitzkirchen“ an.[15] Der Ortsbeirat wählte Heiko Matthäs zum Ortsvorsteher.[16]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. März 1965 wurde der Gemeinde Hitzkirchen im damaligen Landkreis Büdingen ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Blau ein goldenes Hirschhorn und ein silbernes H.[17]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hitzkirchen verfügt über ein ausgeprägtes Vereinsleben. Neben dem Gesangsverein Hitzkirchen/Helfersdorf gibt es die Freiwillige Feuerwehr, den SkatvereinSkatfreunde Hitzkirchen, die Faschingsfreunde mit jährlicher Fremdensitzung, den Jugendclub Helfersdorf/ Hitzkirchen, die KSG Hettersroth/ Hitzkirchen, einen Landfrauenverein sowie die Männertanzgruppe.

Dorfgemeinschaftshaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2000 wurde das Dorfgemeinschaftshaus Holzwichzentrum fertiggestellt. Dort finden etliche öffentliche Veranstaltungen der Vereine statt wie zum Beispiel die jährliche Fremdensitzung der Faschingsfreunde. Außerdem bietet das Holzwichzentrum für die Vereine Probeplätze. Der Kindergarten Zwergenland grenzt unmittelbar an das Dorfgemeinschaftshaus.

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Hitzkirchen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hitzkirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Befreiungskriege.
  4. Mediatisierung infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Büdingen) und Verwaltung.
  6. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  7. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  8. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Hitzkirchen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 28. November 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. Heinrich Reimer, Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. Teil 4. Nr. 823, S. 218.
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 37 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, § 10 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 353.
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 264 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Kefenrod, abgerufen im Mai 2024.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 422 (online bei Google Books).
  11. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 52 und 106, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  14. Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Kefenrod, abgerufen im April 2024.
  15. Ortsbeiratswahl Hitzkirchen. In: Votemanager. Gemeinde Kefenrod, abgerufen im Mai 2024.
  16. Ortsbeirat Hitzkirchen. In: Ratsinfosystem. Gemeinde Kefenrod, abgerufen im Mai 2024.
  17. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Hitzkirchen, Landkreis Büdingen vom 24. März 1965. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1965 Nr. 15, S. 411, Punkt 352 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,7 MB]).